Servas mitanand,
obwohl die Tour durch insgesamt vier Länder führt habe ich mich entschieden, sie ins Italien-Forum zu packen, da ich dort fahrenderweise die beste Zeit hatte.
Das Bikerweekend im Hotel Kornock auf der Turracher Höhe stand an. Mein Chef hatte scheinbar nicht vergessen, dass ich meinem letzten Urlaubsantrag Nachdruck verlieh, indem ich ihm die Selektivlötanlage aus der Nähe zeigte und gewährte mir gnädigerweise Freitag und Montag frei. Aus meinem Urlaubskontingent von 2019.
Das Wetter war an den vorherigen Tagen schon nicht toll gewesen, am Freitag sah mein Regenradar aber leider so
und der Blick aus dem Fenster nicht viel besser aus:
Der nicht unerhebliche Regen hätte mich auf dem ganzen Weg bis Innsbruck und darüber hinaus begleitet - worauf ich natürlich keinen Bock hatte und die Route umstellte. Anstatt direkt nach Osten zu fahren, schlug ich zunächst einen Bogen nach Norden und wollte über Starnberg, Bald Tölz und vorbei an ein paar Seen schauen, ob nicht gegen Mittag besseres Wetter wäre, um Gerlos, die Krimmler Wasserfälle und anschließend die Großglockner Hochalpenstraße sowie die Nockalm unter die Reifen zu nehmen.
Gesägt, tun, getan. Um 7:15 startete ich Scarletts Motor und rollte aus der heimischen Tiefgarage in den Regen. Kurz nach der Grenze wurde es schon besser und hinter Memmingen sah ich dann die ersten Sonnenstrahlen. Nicht, dass diese meine Autobahnfahrt besser gemacht hätten, aber man soll ja für die kleinen Dinge dankbar sein. Bei Türkheim strahlte die Sonne dann durch die Wolken und ich machte einen kurzen Stop, um die schweren Regenhandschuhe loszuwerden.
Planmässige erreiche ich um kurz nach 9 Starnberg, inzwischen hat wieder leichter Nieselregen eingesetzt. Egal, weiter. Bis Bad Tölz nieselt es vor sich hin, ist aber im Großen und Ganzen ganz angenehm zu fahren. Trotzdem wird es Zeit, sich etwas die Beine zu vertreten und eine Koffeintransfusion vorzunehmen. Bei einem Metzg in der schönen Altstadt
erwerbe ich sowohl braune Brühe als auch ein Fleischpflanzerl in der Semmel. Der Kaffee ist gut, das Pflanzerl kommt leider aus dem Ofen anstatt der Pfanne und ist nicht ganz der Hit. 2 Sterne. Auf dem Rückweg zum Töff stolpere ich über das originale "Bulle von Tölz" Museeum und schwanke zwischen dem Erwerb von Devotionalen für meine Eltern oder doch lieber einer Knarre.
Nix da, die Family will kein Bullenfett oder eine Tasse. Noch eine Tschick, dann geht es weiter. Immerhin ist es trocken. Bis zum Sylvensteinstausee bleibt es trocken, leider hängen die Wolken nach wie vor tief und der Photostopp fällt ziemlich kurz aus.
Da mich die Jause in Tölz etwas mehr Zeit gekostet hat als geplant, gebe ich auf der Zillertaler Straße dezent Gas. Zwischendrin stürzt mal wieder mein TomTom ab, zeigt aber nach dem obligatorischen Reboot immerhin noch eine grüne Linie und der folge ich auch, mit mir reden will die Frau aber nicht mehr. Auch gut, geht ja quasi immer nur geradeaus durchs Zillertal und leicht in Trance bemerke ich beinahe noch nicht einmal den wieder einsetztenden Regen. Irgendwann kommt mir aber spanisch vor, dass es immer weiter nach oben geht und bei Tux gibt es dann einen weiteren Stop um die Lage zu checken.
Mit zwei von den drei "K"s, nämlich Kaffee und Kippe unterziehe ich TomTom einem Trommelreset. Wie schon öfter kann ich ihn / sie / es nicht überreden, die ursprüngliche Route fortzusetzen. Ich stelle immerhin dank Handy fest, dass ich bereits etwas in der Pampa bin. Also gut: manuelle Route zurück nach Zell am Ziller, durch irgendwelche Hinterhöfe über Gerlos, aber ohne Krimmler Wasserfälle, weiter in Richtung Bruck an der Großglockner Hochalpenstraße. Wenn ich mir das Wetter so anschaue bezweifle ich, dass ich die €25irgendwas für eine nasse Straße und exakt Null Sicht berappen will. Glücklicherweise habe ich ein Kombiticket in der Tasche, das zwei Jahre gültig ist. Wird sich schon irgendwann ergeben. Die Strecken wechseln zwischen "hey, geil" und "OMG". Das absolute Lowlight ist ein Abschnitt bei Hinterwaldberg. Hier besteht die "Straße" eigentlich nur noch aus Löchern, Rillen, Buckeln und noch mehr Löchern. Seeeehr ungeil zu fahren, selbst eine GS hätte hier wenig Spaß.
Ich beschließe, einen kleinen Abstecher nach Zell am See zu machen und tanken sollte ich auch mal langsam. Gute Entscheidung, denn an der Tanke sind gerade Los Wochos und es gibt 5 Cent Rabatt pro Liter auf die sonst schon günstigen Preise. Dafür kann Scarlett heute dann auch mal Super+ saufen.
Nur wenige Minuten entfernt, so hat man mir gesagt, gibt es direkt am Krankenhaus einen tollen Aussichtspunkt, von dem man den ganzen See im Blick hat. Also hin da. Leider ist auch hier die Aussicht nicht bombastisch heute.
Den Glockner hatte ich mir ja gedanklich schon abgechminkt, also weiter durch Pongau und Flachau. Es ist inzwischen trocken und mal wieder in den Hinterhöfen unterwegs entdecke ich neben einigen wirklich schönen Nebenstrecken auch noch das Schloss Moosham, wo ich eine schnelle Tschickpause einlege.
Da es inzwischen hinreichend trocken ist, weise ich TomTom an, mich nach Innerkrems zu führen und erstaunlicherweise funktioniert das sogar dieses Mal. Durch das Thomatal und Bundschuh geht es dann bei zunehmendem Sonnenschein in Richtung Innerkrems und ich kann Scarlett zum ersten Mal die Zügel lassen. Spaßig. Immerhin schaffe ich nun doch noch ein Highlight der ursprünglichen Tourplanung: die Nockalmstraße. Die Maut ist bereits gezahlt, die Straße ist trocken und es ist 17:30 und somit kurz vor Feierabend. Wenig Verkehr, denke ich. Falsch! In meiner Richtung ist gar kein Verkehr und so kann ich es ordentlich knallen lassen. Das habe ich mir verdient.
(Irgendwas ist scheinbar bei einem MP3 schief gegangen, deswegen gibt es mal ein paar Minuten Stille. Wird korrigiert, aber bei 6GB dauert der Upload etwas.)
Nach dem geilen Ritt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Hotel und so baller ich halt auch noch die Turracher Höhe rauf. Geile Straße. Die kann man einfach nicht langsam fahren...
Am Hotel erwartet mich schon die Meute, ein bunter Haufen aus sämtlichen Bikerschichten und der Michi ist natürlich auch da.
Schnell einchecken. Das Zimmer ist gemütlich, das Bad toll eingerichtet und auch das Umfeld weiß zu gefallen. Kann man aushalten.
Nach einem tollen Abendessen mit einem 3-Gang-Menu verlagern sich dann die Gruppen erst meist nach draußen, später zunehmend an die Bar.
Das ist mein einziger Kritikpunkt bei der ganzen Geschichte: Abstand halten ist schwierig und scheint außer mir auch keinen wirklich zu interessieren. Mit steigendem Pegel sinken die Abstände weiter und weiter, weswegen ich mich nach einem langen Tag auch zeitig verabschiede um von den tollen Kurven der nächsten Tage zu träumen.
(to be continued)