Seid vorsichtig mit Gepäck

    Ich war gestern mit einer 6er Gruppe in der Umgebung Winterberg unterwegs und bin um eine Erfahrung reicher geworden.


    Vorne weg fuhr eine S 1000 XR solo (Fahrer < 90 Kg) aber beladen mit Seitenkoffern, Topcase und Tankrucksack. Straßenbelag trocken in einwandfreien Zustand mit leichter Überhöhung. Es ging zügig bergab und kurz nach dem Einlenken nach Rechts setzte das Motorrad auf.

    Abflug quer über die Straße (ohne Gegenverkehr) in die gegenüberliegende Böschung


    Außer einer Prellung ist es nur bei einem Sachschaden geblieben.


    Fazit: Aktuelle Motorräder in technisch einwandfreien Zustand lassen sich auch schwer beladen sehr flott bewegen solange der Anpressdruck die Bodenfreiheit nicht massiv reduziert - aber nur dann ;(

    alleine Fahren ist doof ;)

    Zitat von derfla

    Es ging zügig bergab und kurz nach dem Einlenken nach Rechts setzte das Motorrad auf.

    Also Klartext in einer Rechtskurve hat der rechte Koffer am Boden geschliffen?

    Dann ist er erschrocken und hat den Lenker verrissen denn nur wegen einem schleifenden Koffer macht man keinen Abflug. Und die Menge oder das Gewicht der Beladung haben da auch keinen Einfluss drauf, außer man ist ein ungeübter Fahrer.


    Als mein Tiger 1050 noch den Hauptständer hatte ist der in jeder 3. Kurve aufgesessen bzw. hat geschliffen bis ich mir dann die Auspuffanlage der Speed Triple angebaut hab, da musste er eh weg.


    SICHERHEITSTRAINING heißt das Zauberwort, fragt meine Silvia...:thumbup:


    Schmunzelndes Grüßle aus dem sonnig-wolkig Unterallgäu,

    Bernd.


    "Nieder mit dem Verstand – es lebe der Blödsinn."


    Karl Valentin,

    aktueller denn je in einer Zeit wo die Ideologie wichtiger ist als die Realität...||

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    Zitat von Wumi

    Also Klartext in einer Rechtskurve hat der rechte Koffer am Boden geschliffen?

    richtig - aber erst nachdem er 90° Querneigung hatte ;)


    richtige Antwort:

    durch die dynamische Belastung (Richtungswechsel vertikal und horizontal) reduzierte sich die Bodenfreiheit in einer Kurve auf eine "ungesunde" Höhe.
    Nicht gerade förderlich ist dann eine (zu) hohe Masse (konkret: hohe Zuladung)


    oder Klartext: Radhaftung wurde im wahrsten Sinne des Wortes ausgehebelt

    alleine Fahren ist doof ;)

    Man sollte auch das Fahrwerk anpassen, keine Ahnung ob diese damit ausgestattet war. Da sind elektr. Fahrwerke natürliche eine tolle Sache und man ist schnell und flexible, je nach Straßenbelag und Beladung.

    Pünktlichkeit ist die Kunst, abzuschätzen, um wieviel sich die Anderen verspäten:D

    Zitat von Vierbeiner

    Man sollte auch das Fahrwerk anpassen, keine Ahnung ob diese damit ausgestattet war. Da sind elektr. Fahrwerke natürliche eine tolle Sache und man ist schnell und flexible, je nach Straßenbelag und Beladung.

    Genau da vermute ich auch das Problem!


    Ich hatte in meiner allerersten Saison genau deshalb einen Ablug!

    Zu Zweit mit Gepäck unterwegs. Die XS360 war natürlich da schon hoffnungslos überladen.

    Die Stoßdämpfer hatte ich zwar komplett hochgedreht aber die waren trotzdem komplett überfordert und das Heck hing ziemlich nach unten.

    Das ging alles solange gut bis ich in einer Linkskurve in eine Bodenwelle fuhr, der Negativfederweg der Gabel nicht mehr reichte und das Motorrad einfach geradeaus fuhr.

    Gottseidank ohne eine Böschung in die Wiese wo wir uns "ganz sanft" auf die Seite legten.


    Danach habe ich mir für 149,00 (!) DMark ein paar Konis gegönnt und gut war´s :)


    Und natürlich bin ich mir darüber im Klaren das sich ein S1000XR Fahrwerk mit einer XS360 von 1977 NICHT vergleichen lässt!

    Gruß aus Ulm

    Gerhard


    What you gotta loose, you know?

    You come from nothing

    you´re going back to nothing.

    What you lost? Nothing!


    Monty Python

     


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    . . . nur damit keine falschen Interpretationen und Begriffe auftauchen


    Fahrwerk auf die Zuladung anpassen heißt:

    1. Federvorspannung (negativen Federweg) einstellen
    - mehr Zuladung = höhere Vorspannung

    2. Dämpfung proportional mit wachsender Federvorspannung erhöhen


    zum Nachlesen
    https://www.tourenfahrer.de/mo…axis-fahrwerk-einstellen/


    Im konkreten Fall handelte es sich um eine BMW mit ESA

    wattdattdenn:

    https://www.motorradonline.de/…-der-lupe-was-bringt-das/


    das ist eine feine Sache, sofern man dafür eine Automatik hat und die auch nutzt.
    Im konkreten Fall war noch keine Automatik verfügbar und vermutlich ist die Feder-Vorspannung und Dämpfung durch "Knöpfendrücken" nicht ausreichend erhöht worden.


    Das Motorrad hat mit dem (einstellbaren*) Bremshebel aufgesetzt

    * wenn der zu tief steht, nützen auch klappbare Rasten NICHTS!


    Ich verwende teilweise kurze Rasten, so dass ich bei nährender Gefahr über die Schuhsohle

    alarmiert werde.

    Nachahmung funktioniert nur ohne Fußpilz und auf eigenes Risiko





    alleine Fahren ist doof ;)

    Zitat von derfla

    richtig - aber erst nachdem er 90° Querneigung hatte ;)


    oder Klartext: Radhaftung wurde im wahrsten Sinne des Wortes ausgehebelt

    Das kann eigentlich nur ein Fahranfänger gewesen sein.


    Unser Instruktor der Sicherheitstrainings hatte ne FJ 1100 in beige mit den Original Yamaha Koffern dran und ist mit der Fuhre die Achter um den Kreismittelpunkt auf dem Übungsplatz gefahren.

    Da hat in jedem Halbkreis der linke oder rechte Koffer geschliffen das es eine Freude war.


    Ich bin mit meiner 1. Frau Ende der 70er mit ner Yam XS 650 einmal nach UK und ein anderes Mal nach Malle gefahren, Gepäck für 2 Personen und 2 Wochen, Zelt mit Schlafsäcken und 2 Luftmatratzen drauf. Aber nicht diese modernen Leichtaufblasdinger sondern gute alte Gummimatratzen à 5 kg.

    Allerdings hatte es mir bereits im 1. Jahr die Original Dämpfer abvibriert so das ich auf Konis gewechselt hatte, das hat damals irre viel ausgemacht.


    Grüßle von einem der sich gern erinnert,

    Bernd.


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    Karl Valentin,

    aktueller denn je in einer Zeit wo die Ideologie wichtiger ist als die Realität...||

    um Missverständnissen vorzubeugen:


    bei richtiger Einstellung des Fahrwerks steht das Motorrad unabhängig von der Zuladung im Stand immer auf nahezu identischer Höhe (sofern sich an der Gabel auch die Vorspannung anpassen lässt)


    Bei dynamischer Belastung (Durchfahren einer Kurve/Senke etc.) nimmt die Bodenfreiheit proportional mit der Zuladung ab - das ist nicht zu verhindern!


    Deshalb mein Hinweis: Vorsicht beim Fahren mit hoher Zuladung (Gefahr des Aufsetzens)

    alleine Fahren ist doof ;)

    Sieht mir nach nem kapitalen Anfänger Fahrfehler aus.


    In den 50 Jahren die ich jetzt Motorrad fahre hatten alle Kräder mit denen ich gefahren bin die Fußrasten niedriger oder auf gleicher Höhe wie die Hebelei, egal ob Bremse oder Gangschaltung.


    Deshalb gibt es die kippbaren Fußrasten mit den sogenannten Angstnippeln.

    Und da ist die Beladung egal denn die Fußrasten gehen im selben Verhältnis rauf oder runter wie der Rest.


    Na Hauptsache ihm ist nix passiert.


    Grüßle aus dem wunderschön abendlich Unterallgäu,

    Bernd.


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    Zitat von Wumi

    Sieht mir nach nem kapitalen Anfänger Fahrfehler aus.

    Dir ist nicht zu helfen :thumbdown:


    das ist die "normale" Anordnung des XR Bremshebels

    Angstnippel befindet sich an tiefster Stelle


    es gibt aber "Spezialisten" mit detaillierten Ortskenntnissen, die mit einfacher Geometrie und Dynamik überfordert sind und das mit qualifizierten Schnellschüssen kompensieren!
    Sorry - konnte ich mir nicht mehr verkneifen


    Wenn die Fußraste mit Angstnippeln hoch kommt, bleibt der Bremshebel an Ort und Stelle!

    Wenn dann bei schlagartiger dynamischer Belastung die Bodenfreiheit bis zum Aufsetzen abnimmt, ist nicht nur ein Anfänger überfordert - Ausnahmen (siehe weiter oben) bestätigen die Regel.

    alleine Fahren ist doof ;)

    Einmal editiert, zuletzt von derfla () aus folgendem Grund: Ergänzung

    Zitat von SirEdward

    Trotz der ausführlichen technischen Begutachtung tatsächlicher oder vermeintlicher Begleitumstände: weniger flott hilft meist zuverlässig, einen Abflug zu vermeiden.

    Hat aber weniger Sexappeal....

    Genau!


    Sorry aber wenn sich jemand auf die Nase legt ist er (vielleicht mal abgesehen von schweren technisch defekten an Bremse oder Fahwerk) ZU SCHNELL gewesen und/oder hat falsch reagiert.

    Die äusseren Umstände spielen dabei absolut keine Rolle!


    Es ist in unserer Vollkaskogesellschaft aber leider zur Mode geworden die Schuld nie bei sich selbst zu suchen sondern beim Gepäck, beim Straßenbelag, beim Wetter oder bei dem Trottel der den Bremshebel angeschraubt hat!


    Was hat der von mir hochgeschätzte Ernst "Klacks" Leverkus immer wieder gesagt und geschrieben?

    "Ein Sturz ist eine Schande"

    Gruß aus Ulm

    Gerhard


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    um den Zusammenhang klar zu machen:


    wir nehmen einmal an: Motorrad plus Fahrer mit 90kg "Kampfgewicht" (Ausrüstung).

    Das leere Totalgewicht beträgt dann rund 320kg und die Radlast hinten ca. 160kg.

    Bei dynamischer Belastung (Kurve oder Senke durchfahren, Schlagloch etc. überfahren) werden schnell 1,5 G (und mehr) erreicht. Die Radlast beträgt dann 240 kg.

    Mit einer Zusatzbeladung von 60 kg (entspricht einem leichten Mädchen mit Kampfausrüstung) beträgt die Radlast hinten im Stand 220kg und bei 1,5 G = 330kg.

    Das heißt im Klartext: die Feder muss im Vergleich zum Stand (nur mit Fahrer) mehr als das doppelte tragen und weil die Federkonstante (auch mit angepasster Federvorspannung) vom Federbein unverändert bleibt, verlängert sich der benötigte Federweg linear mit der Zusatzbeladung um das 1,375-fache (330/240)


    Um diesen Betrag sinkt dann auch die verfügbare Bodenfreiheit. Die mögliche Querneigung bis zum Aufsetzen wird entsprechend geringer.
    Bei ebener Fahrbahn ist das Aufsetzen in einer Kurve mit geübtem Fahrer noch korrigierbar aber nicht bei schlagartiger dynamischer Belastung!

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