Süddeutschland - Kurven, Seen und dunkle Wälder / Teil I

  • Flusslandschaften und starke Mauern


    Entspannt gleiten wir über die „Neunkirchener Höhe“, mit 605m der höchste Berg des Vorderen Odenwalds. Die als Nibelungenstraße bekannte B47 führt uns mit einigen knackigen Kurven entlang der Südflanke des Schenkensbergs, vorbei an der Bismarckwarte und Burg Lindenfels. Wir erreichen Hirschhorn, die „Perle des Neckars“. Umgeben von trutzigen Stadtmauern schmiegen sich die alten Fachwerkhäuser an den Berg. Die Burgenstraße folgt dem Neckartal und wir den Windungen des Flusses.


    In Gundelsheim, einst Sitz der Deutschordensritter, wenden wir uns gen Osten. Wald und Weinberge begleiten uns ins Tal der Brettach, einem Nebenfluss des Kochers. Obstbaumwiesen bedecken nun die Hänge. Auf einem Bergsporn erhebt sich Burg Maienfels. 30 km gibt der Fluss die Richtung vor, dann tauchen wir ins Herz des niederbayerischen Hügellandes ein. Die Rott ist fortan unsere Begleiterin. Zahlreiche alte Mühlen und Sägewerke prägen die Tallandschaft. Die gut ausgebaute B 19 entlang des Kochers lädt dazu ein „Strecke zu machen“. Zügig geht es zwischen Frickendorfer Höhe und Limpurger Berge entlang.

    Schloss Untergröningen, Schloss Hohenstadt und die Marienburg Niederalfingen hoch über dem Kochertal schauen auf uns herab.


    Zwischen Altmühl und Jurafelsen


    In Altendorf, wo sich die Gailach in die Altmühl ergießt, treffen wir auf eine sanfte Auenlandschaft, durch die sich die Altmühl in weiten Schleifen windet. Das Altmühltal gilt immer noch als der Geheimtipp für Tourenfahrer. Dem Lauf des Flusses folgend geht es entlang begrünter Hänge, aus denen sich die charakteristischen grauweißen Dolomitfelsen erheben. Fahrerisches Können ist hier weniger gefragt, als einfach die Lust am Genießen.

    Historische Städtchen wie Eichstätt und Kipfenberg, sowie Burgen und Burgruinen, die auf waldigen Höhen wachen, begleiten uns. Die gut ausgebaute Landstraße mit ihren weiten Schleifen und Kehren lässt sich zügig fahren.

    In Kipfenberg schrammen wir dicht am geographischen Mittelpunkt Bayerns vorbei.


    Die erste Begegnung mit der Donau machen wir im Hopfenland Hallertau in der Nähe von Neustadt. „Wollt ihr mitfahren, sonst mache ich Mittagspause?!“, so der Fährmann einer winzigen Seilfähre, die uns gemütlich ans andere Ufer bringt.

    Der Tag endet im Biergarten bei Zwiebelrostbraten mit Dunkelbiersoße, Röstzwiebeln und Bratkartoffeln, dazu ein Helles (oder auch zwei) - so kann man es aushalten!


    Bayrisches Sauwetter


    Ein Blick aus dem Fenster genügt, um zu wissen: der Tag ist nicht unser. Es regnet Bindfäden und keine Besserung in Sicht. Unseren Plan, Passau anzufahren, können wir getrost vergessen. Also die „Gummipelle“ übergezogen, im Navi eingestellt „Inzell, kürzeste Strecke“ und aufgesattelt. Irgendwann hat der Himmel dann doch ein Einsehen und am späten Nachmittag können wir dann sogar einen phantastischen Regenbogen vor eindrucksvoller Bergkulisse bewundern. Dafür sieht meine 600er Silver Wing jetzt aus „wie Sau“.



    Rossfeld Panoramastrasse-dem Himmel so nah

    Das Wetter meint es gut mit uns, als wir die Motoren von Michaels Honda NC 750X und meiner Honda Silver Wing FJS 600 starten. Etwas kühl, nur leicht bewölkt. Ideal zum Touren auf der „Deutschen Alpenstrasse“. Hinter Bad Reichenhall geht es in herrlichen Rechts-Links-Kombinationen zur Rossfeld Panoramastrasse hinauf. Meiner Siwi merkt man ihr Alter von 17 Jahren nicht an, kraftvoll hängt sie am Gas. Die Fahrt über Deutschlands höchstgelegene Alpenstrasse ist ein Erlebnis. Die Strasse zieht sich in einer Mischung aus extremen Steigungen und wunderbaren Fernblicken auf 1.540m hinauf. Näher kommen Scooteristen

    dem Himmel auf keiner anderen (öffentlichen) Straße in Deutschland. Vom Scheitelpunkt, einem teilweise auf österreichischem Gebiet liegenden Hochplateau, bietet sich uns ein atemberaubender Rundblick auf das gewaltige Bergmassiv des Hohen Göll (2.523), auf den Kehlstein (1.881), das Tennen- und Dachsteingebirge (2.995), den Berchtesgadener Hochthron (1.973), sowie das Salzburger und Berchtesgadener Land.

    Am Ende der Südabfahrt weist ein Schild auf den Obersalzberg hin, eine Bunkeranlage und Hitlers Ferien- und Wohnsitz. Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte.

    Den Königssee hinter Berchtesgaden haben wir dann unfreiwillig ausgelassen. Michael sagt an einer Kreuzung „links“, ich bestehe auf „geradeaus“ ….und Michael hat gewonnen. So verhallt das berühmte Echo des Sees leider von uns ungehört.

    Die Deutsche Alpenstrasse durch den Nationalpark Berchtesgaden und die Chiemgauer Alpen belohnt uns mit Kurven, Seen und Bergen und führt uns mit herrlichem Geschlängel wieder in den Norden. Wir nehmen Kurs auf den Chiemsee. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht vom „Bayerischen Meer“, dazu muss man schon in Orte wie Chieming oder Prien einfahren, doch nach Trubel steht uns nicht der Sinn.

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