Viertagestour Kärnten, Steiermark, Slovenien, Friaul, Dolos, Südtirol, Tirol

  • Sonntag, 05.07.2020 - Tag 3


    Nachdem ich ja gestern früh von schönen Motorrädern und schnellen Frauen geträumt habe, bin ich natürlich gegen 05:00 schon wieder wach und topfit. In Ermangelung sinnvollerer Tätigkeiten tapse ich runter in den Restaurantbereich, aber die Kaffeemaschine ist von der gestrigen Reinigung noch auseinander gebaut und somit für mich wertlos. Also zurück aufs Zimmer, wir können ja immerhin schon auf dem Balkon ein Lungenbrötchen einwerfen, den Sonnenaufgang bestaunen

    und dann die Klamotten packen. Da ich anschließend nichts besseres zu tun habe, haue ich mich wieder ins Bett und lese etwas, wobei mir die Augen doch wieder schwer werden und ich noch etwas vor mich hindöse. Um 07:00 ist dann aber Schluss mit lustig: JETZT sollte die Kaffemaschine um des lieben Friedens willen bitteschön wieder braune Brühe für mich ausspucken.


    Auf dem Weg nach unten nehme ich schonmal Kleinzeug wie Wechselstiefel, die Drohne etc. mit und belade Scarlett damit. Draußen kommt mir Michi schon in voller Montur entgegen. Er ist ja auch ein bekennender seniler Bettflüchtling und steht beinahe schon abfahrbereit in voller Montur vor mir. Die Kaffeemaschine ist tatsächlich betriebsbereit und weil ich mich beim ersten Mal vertippe, findet anschließend eine Mischung aus Verlängertem und Cappucino den Weg in die XL-Tasse. Passt eh. Michi hat schlecht geschlafen (ja ja, die Kässpätzle^^) und ist noch etwas nölig. Drinnen läuft der Aufbau des Frühstücksbuffets auf vollen Touren und eine nicht zu uns Bikern gehördende Dame fängt sich eine ordentliche Ansage der Frühstückschefin ein, als sie sich schon die Teller füllen will. Frühstück erst ab 07:30 und draußen nur Kännchen. Pasta!


    Um 07:25 fordern wir das Schicksal heraus und fallen auch über das Buffet her. Schwein gehabt, wir bekommen keine Ansage. Liegt vielleicht auch einfach an unserer Ausstrahlung. Oder vielmehr an der von Michi .


    Da Michi auf dem Rückweg noch einen Kumpel mit Harley im Gepäckt hat, wollen die Tankstops gut geplant werden und kurz vor Acht machen die beiden auf den Weg. Also sich. Die Verabschiedung ist gewohnt herzlich, scheiß auf den Babyelefant! Echt jetzt.


    Ich packe mein letztes Zeug zusammen, rödel auch auf, treffe draußen beim Vertschüssen noch auf Michael von gestern und tausche noch ein paar Worte, bevor es auch für mich losgeht. Endlich. Heute ist mein Tag!


    Getankt hatte ich ja gestern noch, also kann ich mcih sorgenfrei übers Hochrindl durchs Gurktal warmfahren und dann über die Ossiacher Tauernstraße nach Villach fahren, wo ich für ein kurzes Stück auf die Autobahn A2 auffahre. Bei Hart bin ich dann schon wieder runter und lege einen kurzen Tankstop ein, keine Ahnung wie die Versorgungslage auf slovenischer Seite gleich aussehen wird. Lustige Verkaufsautomaten gibts hier...


    Bevor ich in Slovenien oder Italien Probleme bekomme, lass ich lieber meine Finger von Keksen oder Hanfdrinks und schwinge mich wieder auf Scarlett. Ab geht´s über den Wurzenpass. Ein kurzes und eher wenig eindrucksvolles Vergnügen. Liegt vielleicht auch am Verkehr. Die slovenische Grenze ist unbewacht und ich habe Lust auf einen Keks. Weiter geht´s nach Kranjska Gora und dort steppt schon der Bär. In den Cafes tummeln sich Biker und einheimische gleichermaßen. Ich widerstehe der Verlockung eines Kaffees und will lieber schnell zum Vršič-Pass, bevor da noch mehr los ist... leider bin ich trotzdem schon zu spät, Unmengen PKW mit Fahrrädern auf dem Dach und Radfahrer aller Leistungsklassen schleichen die übrigens teilweise wie an der Tremola gepflasterten Kehren hoch und ich lasse den geplanten Stop an der russischen Kapelle aus, weil ich dran vorbeifahre als ich einen Bergaufbremser überhole. Oben an der Passhöhe ist verdammt viel los. Hmpf.

    [Externes Medium: https://youtu.be/tYBqufQEYRI]


    Ich schaffe es immerhin, einem Dosenfahrer einen guten Parkplatz wegzuschnappen (da hätte er eh nicht reingepasst^^) um einen schnellen Tschick- und Fotostop einzulegen.



    Die Aussicht passt, aber ich will trotzdem schnell weiter und hoffe auf eine Lücke in der Blechlawine. Erstaunlicherweise werde ich erhört und runter ist deutlich weniger los, als rauf.

    [Externes Medium: https://youtu.be/t-SUmYmwg7s]


    Anschließend geht es weiter durch das wunderschöne Trentatal und mit teilweise tollen Kuirven und Kehren in Richtung Mangart. Vorher bremst mich aber eine große Baustelle mit 10-minütiger Ampelphase bei Predel noch etwas aus. An der Abzweigung zum Mangart stehen Straßenposten, die wild auf slovenisch auf mich einreden und gestikulieren. Ich habe keine Ahnung, was sie von mir wollen, bedanke mich freundliche mit "Hvala vam" für den Tip und fahre einfach weiter. Scheint keine Warnung oder sowas gewesen zu sein, denn auf der gesamten Strecke war alles tippi toppi. Abgesehen von Radfahrern. Und blöden Tunneln. Und unbeleuchtetetn blöden Radfahrern in unbeleuchteten blöden Tunneln. Die Maut scheint übrigens variabel zu sein. Teilweise muss man scheinbar gar nicht zahlen und laut Internetz variiert der Betrag zwischen 2 und 5 Euronen. Ich habe 3,-- inkl. Aufkleber fürs Topcase zahlen sollen, aber auf die Herausgabe von Wechselgeld verzichtet. Dafür haben mir die beiden Mädels auf dem Rückweg auch zugewunken. ;)


    Also: geile Strecke! Stellenweise gerade mal ca. 2m breit. Definitiv nichts für Einsteiger und Flachlandtiroler in Dosen. Leider hatte ich vergessen die Batterie in den Cams zu wechseln, deswegen gibt es kein Video von der Auffahrt. Vor der Passhöhe gibt es eine Warnung vor Steinschlag; man kann jetzt entweder dort bleiben oder auf eigene Verwantwortung auf der "Hauptstraße" weiterfahren. Ich entscheide mich Variante C und fahre über einen Wirstchaftsweg zu einer kleinen Hütte. Mit der Einstellung war ich nicht alleine, denn mehrere andere Motorräder waren auch dort. Fast alle übrigens Piefke mit einer GS.^^



    Bei einer kleinen Jause packte ich mal wieder die Mavic aus:

    [Externes Medium: https://youtu.be/s5D0LnRRs64]


    Wer noch gerne ein Panoramafoto sehen will (bitte auch ins Bild klicken!), wird hier fündig.


    Anschließend heißt es dann auf gleicher Strecke zurück, denn der Mangart ist eine Sackgasse.

    [Externes Medium: https://youtu.be/mK7RovqElk0]


    Die Streckenposten unten haben dieses Mal keinen Gesprächsbedarf und ich biege ab Richtung dem schon wieder italienischen Lago di Predil und anschließend dem Neveasattel. Schöne Strecke, der ich über Chiusaforte bis Resiutta folge und dort links abbiege nach Uccea, schon wieder kurz vor der slovenischen Grenze. Anschließend erfolgt ein weiterer Schwenk zurück nach Westen und später in südlicher Richtung nach Vedronza. EIgentlich sollte es von dort aus weiter zum Fortino del Monte Bernardia, einer Gedenkstätte des zweiten Weltkriegs, und zum Sacello Faro Julia, einem Leuchtturm mit toller Aussicht auf Friaul gehen. Eigentlich...


    ACHTUNG: nach ca. 10 km auf einer größtenteils wirklich grottenschlechten Straße gibt es aktuell kein Weiterkommen. Ein Hangrutsch hat die Straße auf mehreren hundert Metern verschüttet. Fahrt dort nicht hin, es geht einfach nicht weiter! Es gibt zwar ein einfaches, aber dennoch gutes und auch gut besuchtes Ristorante, aber ihr verliert mindestens eine Stunde!


    Angeblich soll die neue Straße noch dieses Jahr fertig werden, aber wer Italien kennt geht vermutlich besser von 2021 oder 2022 aus... der Hangrutsch ist im Bild übrigens nicht zu sehen, aber der Grünbewuchs spricht Bände darüber, wie lange hier schon nichts mehr passiert ist.


    Ich mache mich nach einer Portion Würstel und einer Koffeintransfusion und einem Liter Wasser wieder auf den Weg zurück nach Vedronza und in Richtung Zomeais. Dass ich mich mal wieder verfahre

    liegt ausnahmsweise mal nicht an TomTom, denn ich habe vergessen den eigentlich geplanten Wegpunkt zu überspringen. Dafür lerne ich auf dem Weg die indigene Bikerszene kennen, denn mich überholen ein paar Rudel, obwohl ich nicht wirklich durch die Gegend schleiche. Anpassung ist nun also gefragt, denn wie sagt man so schön? "When in Rome, do like the Romanians". Oder so ähnlich. (Ja, das Wortspiel ist etwas flach, passt aber in den Kontext.^^)


    Egal, ob 50 oder 70 km/h erlaubt sind, wir im Ortsgebiet oder außerhalb sind: es wird mindestens 90 und dicht auf vorausfahrende Fahrzeuge aufgefahren, bis diese Platz machen. Hier zeigt sich mal wieder, dass italienische Männer mit einem Macho-Gen gesegnet sind und Schwäche nicht akzeptiert wird. Es herrscht das Recht des Stärkeren, bzw. dessen, der sich duchsetzt. Frauen heben bei solchem Verhalten tatsächlich auch schonmal das T-Shirt, was allerdings abhängig von der Frau auch als Bestrafung für rüpelhaftes Verhalten angesehen werden kann... (Ja, ich weiß - 5,-- in die Chauvie-Kasse, ist gebongt.)


    Wie auch immer, irgendwann bin ich wieder auf der ursprünglich geplanten Route. Die Freude hält allerdings nicht lange, denn...

    Da ich nicht einfach drüber fahren kann, zücke ich das Leatherman und zersäge den Baum kurzerhand in handliche Klumpen,die ich den hinter mir wartenden und nicht helfenden anderen Fahrern kurzerhand vor die Reifen lege. Ein Blödmann lacht, weil ich die Arbeit mache und bekommt den Kühler und die Windschutzscheibe mit frisch geschnittenen Zweigen garniert. Womit wir wieder beim Autoritäts-Thema wären. Aber egal. Ich war immerhin so clever, Scarlett quer auf die Straße zu stellen, so dass keine der Pissnelken vor mir zur Campanile di Stella hochschleichen konnte. Denn schleichen würden sie, soviel war mir klar. Bei der kleinen Straße kein Wunder... ;)

    [Externes Medium: https://youtu.be/N1_H_EyX4r8]


    Immerhin werde ich mit einer grandiosen Aussicht auf Friaul belohnt, und die Waldstrecke macht schon Spaß. Nachdem ich auf der anderen Seite wieder unten bin, mache ich in Buja einen schnellen Tankstop und fluche, weil in Italien der Saft immer noch schweineteuer ist.


    Anschließend geht es über Majano weiter zur Fiume Tagliamento, einer Brücke über etwas, das eigentlich Wasser führen sollte. Aktuell ist davon wenin zu sehen, dafür kann man wie die Einheimischen es in rauhen Massen vormachen mit dem Auto bis zum Wasser fahren. Ich habe leider keine Zeit mehr für große Pausen und fahre daher durch nach Flagogna, wo ich abbiege um mich wieder in etwas höhere und somit kühlere Gefilde vorzustoßen. Auf dem Weg zum nächsten planmässigen Stop am Borgo Movada, einem künstlicher See mit einem überfluteten Dorf, fast wie am Reschenpass, kann man noch in Clauzetto halten und die Aussicht genießen.


    "Leider" hat es in letzter Zeit viel geregnet, daher ist am Borgo Movada außer Wasser nichts zu sehen und mein Stop ultrakurz.


    Auf dem Weg zum nächsten Wegpunkt erwartet mich auf der Viale Dante noch einmal eine Herausforderung: der Passo Monte Rest. Wer da keine Harley (sorry ReinholdRodenbeck ^^) oder vergleichbar fährt und nicht auf seine Kosten kommt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Es hat zwar eine teilweise schlechte Straße, dafür Kehre hinter Kehre und ist hoch wie runter ein Genuss, allerdings mit fehlendem Hightlight auf der Passhöhe. Da gibts leider einfach wenig zu sehen.

    [Externes Medium: https://youtu.be/xBL2GzK9sZo]


    Direkt anschließend folgt dann die Auffahrt zum Lago si Sauris. Wer keine Tunnel mag, ist hier fehl am Platz, wer keine unbeleuchteten Tunnel mag noch viel mehr. Die Hartgesottenen erfreut dann der Lago und der Blick von der Staumauer.



    Die letzte Etappe der heutigen Tour steht an, und wir wechseln nach Venetien. Kurz vor Vigo di Cadore bietet sich mit dem Passo di Mauria nochmal eine spaßige Strecke zum angasen, mit trotzdem tollen Kurven und Kehren und zusätzlichauch einem toller Ausblick.


    Was ich bislang nicht erwähnt habe: es gibt absolut wenig Verkehr und die seit Flagogna an zwei Händen abzuzählenden anderen Verkehrsteilnehmer in meiner Richtung akzeptieren ausnahmslos meine Autorität und lassen mich passieren, wann immer sie einen Bremsklotz darstellen könnten.


    Kurz hinter dem Pass biege ich ins Cadoretal ab und nähere mich meinem heutigen Tagesziel Pieve di Cadore in Windeseile. Zwar leicht verspätet, aber noch im Rahmen der italienischen akademischen Stunde erreiche ich gegen 19:30 endlich und doch auch irgendwie leider meine Unterkunft. Was für ein geiler Tourentag!


    Bei Cristina komme ich einem schuckeligen Bed & Breakfast unter. Das Haus ist aus dem 17. Jahrhundert, verfügt über eine gewisse Patina und sogar eine Garage, in der Scarlett ungestört übernachten darf.


    Cristina ist eine wundervoll warme und charmante Gastgeberin. Obwohl ihr Englisch und mein Italienisch beide stark verbesserungswürdig sind, schnacken wir erstmal ein paar Minuten miteinander, bevor sie mir mein Zimmer zeigt.


    Es ist liebevoll eingerichtet, die Matratzen sind nicht durchgelegen und ein eigenes Bad mit Dusche habe ich auch. Alles ist übrigens pikobello sauber. Um nur 40,-- inkl. Frühstsück ist das vermutlich ein kleiner Geheimtip - mehr zum tollen Frühstück in der nächsten Episode. ;)


    Nach einer schnellen Dusche geht es in das von Cristina empfohlene Restaurant "La Suite" (gehört zum danebenliegenden Hotel Belvedere), und da heute ein besonders schöner Tag war, lasse ich entsprechend auftafeln. Als primi piatti gönne ich mir ein hervorragendes, cremiges und käsiges Risotto mit Raddichio und Scampi


    und als secondi piatti perfekt gegarten Wolfsbarsch mit absolut hervorragend knackigem Gemüse, Petersil- und Röstkartoffeln und Reis. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob der Riso einfach weg musste, auf der Karte stand er nämlich nicht und überflüssig war er obendrein. ;)


    Dazu gibt es einen hervorragenden vino de la casa (ich habe noch nirgendwo in Italien schlechten Hauswein bekommen, im Gegenteil!) und zum Abschluss Grappa barrique ohne Namen, aber mit erstaunlichem Geschmack zum absolut fairen Preis von 4,-- für 4cl und einen doppelten Espresso. Das Restaurant kann ich Euch also nur empfehlen.


    Leicht angeschickert entschwinde ich gegen 22.30 in Richtung meines Bettes und falle beinahe sofort in den Schlaf der Gerechten. So gehört sich das.

  • Hallo André,

    auch von mir einen dicken Applaus für den lebendigen Bericht - macht immer wieder Freude, diese zu lesen und Dich quasi im Nachgang zu begleiten.

    Beste Bikergrüße

    Elke


    "Unser Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können."

  • Elke : kann man ja mal machen ;) es gibt seeehr schöne Strecken in der Ecke - Steiermark, Kärnten, Julisch-Venetien und Friaul...


    Beste Bikergrüße, Michi

    Ja, schau´n wir mal - 2021 / 2022..... . Für dieses Jahr freue ich mich erst mal noch so richtig auf unsere gemeinsame Dolomiten-Tour mit Dir und Freunden! ...noch 66 Tage....

    Beste Bikergrüße

    Elke


    "Unser Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können."

  • Montag, 06.07.2020 - Tag 4


    Gegen 05:00 bin ich wach. Ist halt so, mein innerer Wecker ist bei 6 Stunden fixiert. Da es jetzt wirklich noch zu früh für irgendwas ist und auch keine Kaffeemaschine zur Verfügung steht, lese ich halt bis kurz nach Halb 7, schwinge mich dann unter die Dusche und verlasse anschließend das Haus für einen Spaziergang durch den Ort und ein paar morgendliche Fotos.




    Kurz zieht es mich in die City, um ein Foto von der Tizian-Statue zu machen, der hier geboren ist. (Mein Deutschlehrer würde sich vermutlich bei diesem Satzbau im Grabe rumdrehen... ist mir aber sowas von egal^^)


    Obwohl es ziemlich früh und kaum jemand unterwegs ist, blökt mich von der anderen Seite des Platzes ein älterer Mann an: Dovè la tua maschera? Wo ist deine Maske? Ja ja, is scho Recht. Man kann es auch übertreiben, allerdings muss ich den Italienern was das angeht wirklich vorbildliches Verhalten bescheinigen und bevor sich noch jemand echauffiert, weil ich keine Maske trage, geht es zurück ins Hotel. Die halbe Stunde bis 08:15 (der Beck macht erst um 08:00 auf und Cristina muss die Brötchen ja auch noch nach Hause bringen) lese ich noch ein paar Seite und packe schonmal größtenteils zusammen, gehe für eine Tschick vor´s Haus und treffe dort Cristina, die mich direkt in den Frühstücksraum führt. Wow. Alles für mich, mit selbgemachten Marmeladen (sehr geil!) und gestern von Cristina frisch gebackenem Kuchen (auch sehr lecker). Hervoragenden Kaffee gibts natürlich aus einer großen Bialetti. Cristina fordert mich sogar noch auf, mir eine Semmel für unterwegs zu schmieren und mir etwas Obst einzupacken. Vorbildlich!


    (Dass das auch ganz anders geht zeigt ein Bild der letztjährigen "Immer der Nase nach" Tour, bei der das Hotel immerhin 50% teurer war, dafür aber auch um Klassen schlechter!)


    Leider muss ich los, ich packe also die Klamotten und um kurz nach 9 sitze ich mal wieder auf Scarlett. Durch das schöne Cadore-Tal und mit ersten Ausblicken auf die Dolos geht es entspannt in Richtung Cortina d´Ampezzo, wo nach einer knappen Dreiviertelstunde die Abzweigung zum Passo di Giau auf mein Einbiegen wartet. Es ist wenig los und ich lasse es heute auch mal eher gemütlich angehen.

    [Externes Medium: https://youtu.be/JGEBnTfnPn0]


    Wie man sieht, bin ich in den Dolos angekommen und mache am Colle Santa Lucia einen ersten Stop.




    Bevor ich wieder aufsattele checke ich schnell die geplante Strecke. Eigentlich soll es über Passo Falzareggo, Passo Valparola und das Grödner Joch erst über Bozen zum Penser Joch und dann über den Jaufenpass und das Timmelsjoch wieder in heimische Gefilde gehen. Am Passo Falzareggo zeigt TomTom aber tiefes rot und eine Verzögerung von mehr als einer Stunde, was auf einen Unfall und eine Sperrung hinweisen könnte. Na gut, dann eben übers Pordoijoch. Sicherheitshalber checke ich auch schnell noch das Timmelsjoch: ab der österreichischen Grenze gesperrt bis min. Mitte Juli wegen Hangrutsch - und diese Sperre zeigt TomTom nicht an! Gut, dass es Webseiten wie diese gibt. Nicht gut, dass ich das bei der Planung der Tour übersehen habe! Egal, es ist, wie es ist. Dann geht es eben über die alte Brennerstraße nach Innsbruck und von dort aus schauen wir dann mal... weiter geht´s.

    [Externes Medium: https://youtu.be/HctMaNLVeJY]


    Über Arraba und die Dolomiten-Nationalstraße geht es dann bei mäßigem Verkehr halt weiter zum Pordoijoch,


    [Platzhalter Video rauf]


    wo ich bei einem kurzen Stop meinen Flüssigkeitshaushalt und den Koffeinpegel wieder halbwegs in den Griff bekomme.




    Da es sich langsam etwas zuzieht, verbringe ich nicht allzu viel Zeit am Joch und sitze bald wieder auf.


    [Platzhalter Video runter]


    Bei Canazei meldet Scarlett allerdings Durst an, weswegen es einen kurzen Boxenstop gibt. €1,61 / Liter, die nehmen es hier auch nicht von den Armen... Meckern hilft nicht, ist halt so. Also weiter. Da der Verkehr merklich zunimmt und ich keine Lust auf die ganzen vor mir liegenden Ortschaften habe, biege ich bei Vigo di Fassa ab in Richtung Karerpass und Karersee. Hier war ich schon länger nicht mehr und mir blutet beim Fahren das Herz. Kompletter Kahlschlag, nahezu kein Baum steht mehr und alles ist gerodet. Folgen eines Sturms im November 2018, der schätzungsweise 260.000qm Wald zerstört hat. Das macht einen dann doch nachdenklich.

    [Externes Medium: https://youtu.be/ihoE9qKLrTs]


    Über Welschnofen und Kadaun geht es dann zu einem kurzen Abstecher nach Bozen. Das Thermometer zeigt 36 Grad. Puh. Zum Glück streife ich Bozen nur und bin bald vorbeian Schloss Runkelstein auf dem Weg ins Sarntal und zum nächsten Stop am Penser Joch. Die Strecke ist nicht wirklich spaktakulär und hat auch nur wenige Kehren und Kurven. Ich weiß aber, dass man hinter dem Joch runter nach Sterzing gut die Kuhl fliegen lassen kann, und darauf freue ich mich schon.



    Vorher lasse ich am Joch (hier klicken für Panoramabild) aber nochmal die Mavic zu ein paar Flugminuten kommen, bevor ich mich dem schnellen Ritt hingebe.

    [Externes Medium: https://youtu.be/RNmdZByeMxQ]


    [Externes Medium: https://youtu.be/EMGCOpD7L_c]


    Bei Elzenbaum ist der Spaß dann leider schon wieder vorbei, ich biege ab und nehme noch einen Blick auf die Burgen Reifenstrein und Sprechenstein mit.


    Hinter Sterzing biege ich auf die SS12 parallel zur Brennerautobahn, wo mal wieder der Verkehr nicht ganz so flüssig läuft. Am Brenner gibts noch einen kurzen Stop für eine Tschick und ein Würstel, bewacht von ein paar Soldaten die dort wohl illegale Einwanderer aufspüren sollen, aber scheinbar auch gerade Pause machen und in ihrem Armeefahrzeug rumlungern.


    Der Himmel hat sich inzwischen leider zugezogen und auf der alten Brennerstraße beginnt es hinter Gries zu nieseln. Bin ich froh, dass es nicht grieselt. Die Fahrt verläuft soweit ereignislos, nur der Regen wird leider mehr, hört aber ab dem Stubaital wieder auf. Unter der Europabrücke geht es entlang der Sill weiter Richtung Innsbruck. Ich überlege, noch einen kurzen Stop an der Bergisel einzulegen, um von der Panoramaplattform ein paar Fotos zu machen, entscheide mich aber ob des Wetters dagegen.


    Ein kleines Stück muss ich durch Inssbruck, so viel Verkehr bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Nicht schön. Ich beschließe, bis Imst die Autobahn zu nutzen und fahre daher auf die A12. Leider geht die Wetterverschlechterung einher mit starken Windböhen und ab Telfs fahre ich teilweise Schräglage auf gerader Strecke. Geht gar nicht. Also Tempo runter und bei Mötz geht es runter von der Bahn.


    Plan C: Fernpass bis kurz vor Reute, dann durchs Namlostal zum Café Treibholz schauen, ob Karsten noch ein leckeres Stück Kuchen und einen Cappucino für mich hat. Am Zugspitzblick folgt noch ein kurzer Fotostop, allerdings verbirgt sie sich heute hinter dichten Wolken.


    Die Wolken lassen mich nichts gutes erwarten und nach dem Leermoser Tunnel fängt es wieder an zu tröpfeln. Bei Bichelbach biege ich ab Richtung Namlostal, der Regen wird mehr. Es wird aber glücklicherweise nicht so viel, dass das Fahren keinen Spaß mehr macht. Lediglich die Stoffhandschuhe saugen sich schnell voll. Hinter Stanzach ist der Spuk aber vorbei, trotzdem halte ich wie geplant bei Karsten um die Handschuhe zu wechseln. Kuchen gibt es leider keinen mehr, Cappucino reicht allerdings auch. Nach kurzem Stop sitze ich schon wieder im Sattel, Karsten will Feierabend machen und ich will langsam auch nach Hause. Knappe zwei Stunden liegen noch vor mir.


    Ich könnte auch durchs Tannheimer Tal, über Oberjoch und Riedbergpass fahren, entscheide mich wegen der tiefhängenden Wolken aber für die Variante Lechtal - Warth - Hochtannbergpass - Bregenzerwald - Bödele. Die Restzeit bleibt gleich. Kurz vor Schoppernau drückt die Blase, es gibt noch eine schnelle Pinkelpause kurz vor der Armenseelenkapelle.



    Weiter gehts zum Bödele (aka Losenpass), wo ich heute auf den sonst obligatorischen letzten Tschickstop vor zu Hause verzichte, dafür runter nach Dornbirn aber nochmal etwas Spaß habe. Ist halt eine meiner Hausstrecken und da kenne ich jeden Buckel. An meiner Stammtanke fasse ich endlich wieder günstigen Saft um nur €1,01 der Liter und beschließe trotz Unlust, noch schnell die Waschbox anzufahren. Scarlett sieht nämlich echt sauig aus. Aber nicht mehr lange


    und nach getanem Werk steht sie dann um kurz nach 19:30 wieder im Stall und ich liege bald auf dem Sofa. Das habe ich mir verdient. Auf dem Tacho stehen nach den tollen Tagen nun knapp 1900km mehr als vorher.


    Meine PiPos haben nach etwas über 5k km auch mal wieder fertig. Vorne würde noch was gehen, aber nächste Woche gibts dann einen neuen Satz, dieses Mal die Power 5. Bin schon gespannt. Grundsätzlich bin ich mit den PiPos sehr zufrieden, da sie sich auf der CBF 1000 ganz toll fahren lassen und wie man sehen kann auch sehr gleichmäßig bis zu den Kanten runterfahren ohne zu ecken. Die Power 5 sollen im Nassen besser sein... und das ist in diesem bislang doch recht regenreichen Jahr gerade im Hinblick auf die Dolotour im September vermutlich nicht die blödeste Entscheidung. ;)


  • Hallo Andre,


    super Bericht. Aber wenn ich mir Deinen Reifen anschaue ist da noch mehr drin ;). Ist nicht ernst gemeint. Hat hoffentlich richtig spaß gemacht. Das Wetter war ja sehr gut und de Verkehr ging lt. Video ja auch. Bin dort auch schon ein paar mal gewesen und es ist immer wieder toll.

    Dran denken immer schön die Spiegel oben halten.:thumbup::)

    Gruß Harry

  • Hallo André,


    ein toller Bericht. Vor 14 Tagen war ich auch noch in Welschnofen und habe von dort meine Tagestouren gestartet. Eine tolle Gegend. Von daher konnte ich in Deinen Videos einiges wiedererkennen.


    Gruß


    Uwe

  • Hallo Klaus,


    wann bist du am Weissensee? Ich bin Anfang August in Greifenburg, das ist direkt um die Ecke.


    Gruß


    Uwe

  • Männers, sowas könnt Ihr auch per PM (= private message / Privatnachricht) ausmachen... ;)


    Mauszeiger über den Namen unter dem Profilbild halten, kurz warten, dann auf die Sprechblase klicken (= Konversation starten)


    Das Leben ist kein Ponyschlecken!