Die erste trotz, mit oder ohne Corona-Tour des Jahres

  • Freitag, 08.05.2020


    Nach hektischen Wochen ergab sich kurzfristig die Möglichkeit, endlich mal ein paar Überstunden abzubauen und so wurde die erste "echte" Tour dieses Jahres dann halt wochentags gefahren, anstatt am Wochenende wo alle anderen Radaubrüder und -schwestern auch unterwegs sein würden.


    Die Grobplanung sah folgendes vor: Bregenzerwald, über den Hochtannbergpass nach Virol, im Namlostal etwas die Fußrasten schleifen lassen, über den Fernpass weiter Richtung Sellrain und Kühtai, Piller Höhe und wieder gemütlich über den Arlberg in Richtung Heimat schwingen.


    Nachdem der innere Wecker mich zuverlässig wie jeden Morgen um 6:00 aktivieren wollte, drehte ich mich jedoch noch einmal rum und ließ den lieben Gott einen guten Mann sein. So früh wollte ich dann auch nicht los. Knapp zwei Stunden später war die Motivation dann schon etwas ausgeprägter, und beim Rollo hochziehen warf ich einen ersten Blick auf das Kaiserwetter, das mich den ganzen Tag begleiten sollte.


    Eine Dusche und ein ausgeprägtes Frühstück mit viel brauner Brühe später rödelte ich dann auch willig auf, und machte mich auf den Weg. Warmfahren am Bödele war schon eine Freude, denn Verkehr war nur in homöpathischen Dosen gegeben und auch wenn ich in den letzten Wochen gezwungenermaßen häufiger im Bregenzerwald unterwegs war, genoss ich doch das entspannte Fahren einmal durchs halbe Land bis nach Schröcken, um den Anstieg zum Hochtannbergpass in Angriff zu nehmen.

    [Externes Medium: https://youtu.be/Tpk9wpCVSjM]


    Wie schon unten im Wald, war auch hier nichts los. So still hatte ich das noch nie erlebt, nur ganz wenige Biker und ein paar vereinzelte Autos waren unterwegs.



    Ein kurzer Stop beim Wäldermetzg in Warth musste sein, um meine Vorräte an Hirschlandjägern und Bergkäse mal wieder aufzufüllen. Anschließend hieß es dann ab ins Lechtal und auch hier war deutlich weniger Verkehr als gewohnt. Was allerdings auffiel, waren doch einige Spazierenfahrer mit vorwiegend deutschen Kennzeichen und sogar ein paar Italiener. Ganz so undurchlässig scheinen die Grenzen dann also doch nicht zu sein.


    Beim Café Treibholz war Karsten, der Chef mit Vorbereitungen für die anstehende Eröffnung am 15.05. beschäftigt. Coffee oder Kuchen to go war aber leider Fehlanzeige.


    Also hielten wir nur ein kurzes Schwätzchen mit dem gebotenen Abstand von einem Babyelefanten, bevor ich mich wieder aufmachte in Richtung Namlostal, wo dann der Spaß erst richtig losging. Nichts los. Gar nichts. Nada. Niente. Noch nicht mal die Rennleitung, die sonst bei so geilem Wetter die schnelle Mark wittert, war am Start. Wie geil!

    [Externes Medium: https://youtu.be/8fQtMQMv66w]



    Der anschließende Abschnitt auf dem Fernpass war leider verkehrstechnisch durch einige LKW und Zugmaschinen mit Heuballen kein ganz so großes Vergnügen und weil vor mir eh noch eine Kolonne mit mehreren Fahrzeugen sich den Berg hochquälte, machte ich am Zugspitzblick eine kleine Jause und genoss die Aussicht.


    Auch der Ausblick auf den Blindsee mit seinem smaragdfarbenen Wasser war mal wieder traumhaft.


    Nach der Tschickpause hatte sich dann auch die Kolonne vor mir soweit entzerrt, dass ich die wenigen verbliebenen Störenfriede problemlos überholen konnte. Bei Nassereith traf ich dann zum ersten Mal auf die Rennleitung, die in die andere Richtung laserte. Bei mir wäre eh nichts zu holen gewesen. ;)


    Über viele kleine Käffer mit phantasivollen Namen wie Affenhausen oder Schießstand näherte ich mich dann Kematen, um ein kleines Mittagessen einzufahren. Im lokalen Spar dann der Eklat: Leberkässemmel gibts nicht. Weils keine Semmeln mehr gab. Notgedrungen entschied ich mich für ein Fleischlaibchen (Frikadelle / Bulette / Pfleischpflanzerl oder wie auch immer ihr das nennt) und schlagartig war mir klar, warum es keine Semmeln gab. Die waren alle in diesem einzigen Laibchen konzentriert. Mit dem konnte man vielleicht Tennis spielen oder eine Mauer hochziehen, aber essen konnte man das Teil nicht.


    Nach diesem kulinarischen Desaster saß ich wieder auf und schwenkte ein Richtung Sellrain und darüber hinaus zum Kühtai.


    Wie so oft in Wintertourismus-Hochburgen ist das da ganz schön hässlich. Hinzu kommt noch eine Großbaustelle am Speichersee direkt unterhalb von Kühtai, weswegen die Straße extrem verschmutzt und nicht fein zu fahren war. Baustellen-LKW auf dem Weg nach unten vermiesten den Spaß zusätzlich. Na ja, manchmal hat man halt Pech. Manchmal auch etwas mehr, denn bei Ötzerau gab es scheinbar einen größeren Wasserrohrbruch, weswegen die einzige Ortsdurchfahrt kurz vor mir mal fix für 20 Minuten gesperrt wurde.


    Wir brutzelten also fröhlich etwas in der Sonne vor uns hin, als mein TomTom sich plötzlich abschaltete. Zu warm geworden? Nach einigen misglückten Neustartversuchen bootete es zwar wieder, hatte sich aber anscheinend verschluckt und wollte trotz wählbarem nächstem Wegpunkt unbedingt erstmal wieder zur Ausgangsposition zurück und beharrte auch trotz mehrfachem Neustart auf dieser Vorgehensweise. Erst zu Hause sollte ich später mit dem sog. Trommelreset die Funktionaliät wieder herstellen. Ein weiterer Negativpunkt für TomTom, dass im Winter schon mit Ausfallerscheinungen bei "zu kalt" aufgefallen war. Ein Ticket bei TT habe ich mal aufgemacht, aber guter Hoffnung bin ich nicht und nachdem es sich ja schon nach dem Wassereinbruch beim ersten Rider um ein Austauschgerät handelt bezweifle ich auch irgendwie, dass wir noch länger miteinander fahren werden. Vier Wochen habe ich noch, bevor die Beweislastumkehr eintritt. Schaun wir mal.


    Irgendwann gings dann auch weiter, trotz Naviverlust hatte ich kein großes Problem damit ins Pitztal und bis nach Wenns zu finden. Um dort vor einer Straßensperre zu stehen. Gut, dann heute halt nicht. Kurzentschlossen drehte ich um Richtung Imst um Plan B in Anspruch zu nehmen: das Hahntennjoch war seit ein paar Tagen wieder offen und auch wenn ich die Strecke meide wie der Teufel das Weihwasser rechnete ich mir heute gute Karten aus, bei wenig Verkehr noch etwas Spaß dort zu haben. Und den hatte ich.



    Da so gut wie nichts los war, ließ ich etwas die Kuh fliegen.

    [Externes Medium: https://youtu.be/IfTmvNFTPU4]


    Wer die Rennleitung im Video zuerst entdeckt und nächstes Jahr beim KKT dabei ist, bekommt ein Stiefelbier spendiert! ;)


    Durch die ungeplante Rückreise über das Hahntennjoch musste ich jetzt natürlich nochmal durch das Lechtal und legte kurz vor Schönau an einer durch Film, Funk und Fernsehen (und das KKT 2018!) bekannten Tankstelle einen schnellen Stop für etwas Brause für Scarlett ein.


    Bei Steeg stieß ich in einer Baustelle auf zwei Dornbirner auf ihren GS, die ich dann zwangsberudelte. Da kam fast Kurvenkönig-Feeling auf. Am Hochtannbergpass bogen Wolfi und Diether aber für einen Fotostop ab und ich fuhr alleine weiter bis kurz vor Schröcken ein Bedürfnis meinerseits nicht mehr weiter aufschiebbar war. Bei so toller Kulisse kann man dann auch ganz entspannt laufen lassen... Und ja: der Himmel war wirklich so blau und das Gras so grün.



    Bereits kurz vor der Heimat musste noch ein kurzer Tschik-Stop sein und ich nutze die Chance für Bilder vom Rheintal und dem Bodensee



    bevor der nächste Stop mich in die glücklicherweise endlich wieder geöffnete SB-Waschanlage bei mir im Örtchen führte. Scarlett sah nämlich aus wie ein kleines Schweinchen



    und auch ich war nicht ungeschoren davon gekommen.


    Kurz darauf war zumindest Scarlett wieder manierlich anzusehen


    Die Helmpflege habe ich dann heute erledigt, denn gestern wollte ich nur noch eins:


    Das Handling des Stiefelbiers ist etwas problematisch, aber das Bier bleibt schön kühl. ;)


    Ingesamt war ich knapp neun Stunden unterwegs und habe ziemlich exakt 404km unter die Reifen gebracht. Bei dieser Gelegenheit konnte dann Scarletts Fahrwerksupgrade endlich mal zeigen was es kann... und ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem Wilbers Federbein und den Gabelfedern. Scarlett fährt sich wieder wie ein junges Fohlen, taucht in Kurven nicht mehr stark ein durch die dezente Höherlegung hinten kratzen jetzt auch die Fußrasten nur noch, wenn ich es wirklich drauf anlege. Gut investiertes Geld. ;)

    Das Leben ist kein Ponyschlecken!

  • Moin Andre,

    Tolle Tour,

    wenn Du am Cafe Treibholz warst und dann durch das Namlostal und Fernpass gefahren bist,

    meine Frage, war das Hahntennjoch vom Treibholz aus geschlossen ( so wie im letzten Jahr )?


    Grüße Klaus

  • Hi André,

    ich durfte ja schon über Polarsteps an Deiner Tour teilnehmen - aber zusammen mit Deinem Bericht ist das dann noch mal etwas ganz anderes! Vielen Dank dafür, auch wenn es meinen Neidpegel in die Höhe getrieben hat.... ;)

    Beste Bikergrüße

    Elke


    "Unser Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können."