Und hier kommt noch Teil 3 und das Fazit der Tour
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Tag 9, Sonntag
Santa Caterina - Holzgau im Lechtal; Fahrzeit: 5 Stunden, 36 Minuten; Streckenlänge: 282,5 Kilometer
Lange Zeit, selbst als wir schon auf Tour waren, hatten wir immer wieder die Pass-Öffnungen verfolgt. Viele der Pässe, die wir auf dieser Tour gefahren sind, lagen und liegen bei knapp 2000m oder sogar drüber.
Somit konnte es durchaus noch sein, dass Anfang Juni nochmal eine Schlechtwetterfront über die Alpen zieht und die sauber geräumten Passstraßen erneut mit dem weißen Staub (genannt Schnee) überzieht und eine Überfahrt unmöglich machte.
Deshalb freute es uns umso mehr, dass wir für den heutigen Tag alle Pässe fahren konnte. Bis zum Start heute Morgen war der heutige Tag der schwierigste von der Planung gewesen. Für die Fahrtstrecke gab es zu Tourbeginn 4 Varianten, sollten irgendwelche Pässe aufgrund von Lawinenabgängen oder ähnlichem gesperrt sein oder noch gar nicht geräumt, so dass wir dann trotzdem unseren Kurvenspaß hatten und eventuell noch etwas auf der Strecke anschauen konnten.
Abfahrt in der Garage des Hotels war um 8.30 Uhr. Heute mal früh, da sich Tobi und Paddy schon auf den Schönauer Hof freuten, nachdem Markus ihnen das Hotel so schmackhaft gemacht hatte. Von Santa Caterina Valfurva ging es die schon bekannte Strecke nach Bormio, um dort dem Schild "Direzione Passo dello Stelvio" zu folgen. Am Beginn der Passstraße kurz hinter Bormio stand allerdings ein Sperrungsschild. Hatten wir uns doch zu früh gefreut und das Internet uns um kurz vor 9 morgens schon belogen?
Nach einem kurzen, englischen Gespräch mit einem Radfahrer klärte Markus das Rätsel. Der Pass war bis 12 Uhr geöffnet, da es danach zu gefährlich war, aufgrund der einsetzenden Schneeschmelze bei höheren Temperaturen, die Straße freigegeben zu lassen. Also los, dem Gipfel entgegen!
Viertel nach 9 waren wir schon auf halber Höhe der Südrampe von Bormio kommend.
Teilweise lagen noch einige Flecken im Schatten der riesigen Bergspitzen, das Panorama war beeindruckend. Um halb zehn fanden wir uns am Gipfel beim Touri-Shop und suchten uns Passaufkleber aus der großen Auswahl.
Bilder durften natürlich nicht fehlen. Weder von den Kurven, noch von den noch liegenden Schneemassen, welche die Straße absichtlich versperrten. Bereits jetzt war aber erkennbar, dass das Wetter im Umschwung war. Auf der einen Seite des Passes zogen dichte Wolken am Himmel, auf der anderen Seite scheinte die Sonne und brachte den Schnee und die anderen Berggipfel zum glänzen.
Gegen viertel vor zehn hatten wir genügend Bilder gemacht und Bergluft geatmet und machten uns wieder auf den Rückweg zum Abzweig zum Umbrailpass. Wir mussten aber nochmal kurz an den unglaublichen Schneewänden stoppen und die Mopeds in Reihe an dieser Wand fotografieren. Wir hatten noch nie solche Massen an Schnee gesehen oder standen davor. Es war verrückt.
Über den Umbrailpass gelangten wir ins Münstertal und hatten als nächstes den Ofenpass vor uns. Eine gute Stunde nach dem Stilfser Joch erreichten wir die Passhöhe, die uns schon mit leichtem Nieselregen begrüßte. Aufkleber kaufen und weg, bevor es noch nasser wurde. Vom Ofenpass unten gelangten wir im Tal von Zernez nach Susch und schlugen den Weg nach links Richtung Flüelapass ein.
Eine Gruppe holländischer Motorradfahrer überholten uns auf einem kurvigen Abschnitt ziemlich riskant und teilweise auch in den Spitzkehren. Wir ließen es uns eine Zeit lang gefallen, winkten sie dann aber vorbei, da wir deren Fahrstil nicht mit unserem einigen konnten.
Wieder eine Stunde nach dem Ofenpass hatten wir die Passhöhe des Flüelapasses erreicht. Es lag gut ein Meter Schnee, der See war zugefroren, aber immerhin befanden sich die Temperaturen im positiven Bereich. Hier verweilten wir auch nur kurz, da uns die Wolken sichtbar verfolgten.
Der nächste Stop wurde erst an einer Tankstelle kurz vor Liechtenstein eingelegt. Wir wollten eher Strecke machen, anstatt noch während der Fahrt heute nass zu werden. Unsere Mittagspause fand im "Goldenen M" in Liechtenstein einen guten Platz. Teurer als in Deutschland, klar, aber der Geschmack ist immer gleich und da kann man nix falsch machen.
Kurz vor 15 Uhr näherten wir uns mit großen Schritten unserem Tagesziel. Wir waren mitten auf dem Faschinajoch unterwegs, einzelne blaue Flecken waren noch am Himmel zu erkennen.
Nach dem Faschinajoch kam noch die super fahrbare Landstraße von Damüls bis nach Au im Tal der Bregenzerach. Blinker rechts und die letzten 40 Kilometer bis zum Schönauer Hof lagen vor uns.
Ein paar Kurven bekamen unsere Reifen noch zu sehen, und zwar am Hochtannbergpass.
Und dann natürlich die wunderschöne Landstraße durchs Lechtal mit ihren langen Kurven und tollen Ausblicken.
Um 16.30 Uhr kamen wir am Schönauer Hof an, ohne einen einzigen Tropfen Regen. Die frühe Abfahrt hatte sich definitiv gelohnt. Das Stiefelbier konnten wir erst nach dem Check-In bestellen, da die Zapfanlage erneuert wurde und nun mit der Zimmernummer Getränke ausgibt und gleich auf die Rechnung setzt.
Als wir unsere Zimmerschlüssel hatten, tranken wir unser Bier und begaben uns zum duschen und noch ein bisschen ausspannen in die Zimmer.
Um 18.30 Uhr gab es dann schon ein leckeres 4-Gänge-Menü mit Salat, Suppe, Hauptgang und einem genialen Schokoladenkuchen als Nachtisch. Den restlichen Abend verbrachten wir in der Bar, quatschen noch mit Siggi und spielten noch ein paar Spiele, bevor um 23.30 Uhr die Zapfhähne geputzt wurden und wir uns in die Zimmer zurück zogen.
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Tag 10, Montag
Holzgau - Esslingen; Fahrzeit: 4 Stunden, 30 Minuten; Streckenlänge: 281,3 Kilometer
Sonnenschein und ein geniales Frühstücks-Büffet, bei dem jeder Biker satt wird, was braucht man morgens mehr? Ok, vielleicht noch nen Tee oder Kaffee, aber dann muss es auch reichen!
Zum Frühstück gingen wir früh, da für den Nachmittag schlechtes Wetter mit Gewittern und sonstigen unangenehmen Dingen vorhergesagt war. Somit wollten wir früh los, um früh anzukommen, und dem ganzen zu entkommen Nach dem Frühstück zahlten wir die Zimmer, packten alles zusammen, fuhren die Mopeds aus der Garage und beluden die Koffer mit den Taschen und die Sitzbänke mit den Gepäckrollen.
Der "direkteste" Weg nach Hause hatte trotzdem noch knapp 280 Kilometer, aber eine Autobahnfahrt wollten wir vermeiden. Nicht nur wegen der Reifenabnutzung, es machte auch keinen Spaß, stundenlang geradeaus zu fahren. Eine Option bei gutem Wetter wäre nochmal ein Abstecher zum Plansee oder über den Namlospass gewesen. Diese hoben wir uns aber für die nächste Tour auf.
Wir fuhren das Lechtal Richtung Reutte bis nach Weißenbach am Lech. Hier schloss sich der Kreis unserer Tour. Auf der Hinfahrt kamen wir den Gaichtpass runter, jetzt fuhren wir ihn wieder hoch.
Auch der Rest des Tages war von der Hinfahrt zumindest zwei der drei noch übrigen Mitfahrer bekannt.
Wenige Minuten nach dem Gaichtpass kam der Grenzübertitt nach Deutschland, ein erneuter Zwischenstop am Oberjochpass, um zu kontrollieren, ob noch alles so war wie eine Woche zuvor.
Wir kurvten nach Bad Hindelang, weiter über Immenstadt und Sonthofen, vorbei am Großen Alpsee (diesmal ohne Polizeikontrolle), Isny, Kißlegg und Bad Waldsee.
Bad Schussenried und Bad Buchau umfuhren wir östlich im großen Bogen, um in Obermarchtal nach Hayingen abzubiegen. Zwiefalten mussten wir wegen einer Umleitung auslassen.
Ab Hayingen ging es die bekannte Strecke über Gomadingen, Bad Urach, Erkenbrechtsweiler und Kirchheim nach Hause.
Daheim angekommen wurden erstmal die "Kills" auf der Moped-Front und die Kampfspuren der letzten Tage begutachtet.
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Fazit unserer 10-tägigen Tour:
Die Truppe, die wir waren, hat meist gut harmoniert, klar gab es manchmal Differenzen zwischen den Charakteren, der eine wollte etwas schneller fahren, der andere lieber vorsichtiger, aber wir einigten uns auf ein Mittelmaß, mit dem jeder zurechtkam.
An Pässen wäre die Option offen gewesen, dass jeder seinen eigenen Fahrstil fährt und man sich an der Passhöhe trifft. Es stimmten aber alle dem gemeinsamen Fahren zu, sowohl aus gruppendynamischer Sicht als auch aus Sicherheitsaspekten.
Wir waren alle über das Headset miteinander verbunden. Die Verbindung hielt sich zwar auf eine gewisse Entfernung stabil, fuhr aber einer von uns zu weit vornedraus, riss die Verbindung ab und die Person war nicht mehr kontaktierbar.
Hatte dann zur Folge, dass der Erste in der Gruppe (meist Markus), keine Ansagen mehr zu Kurven-Beschaffenheit oder entgegenkommenden Autos machen konnte.
Natürlich übernahm dann der Erste diese Aufgabe, aber war der eben zu weit weg, brachte es auch nichts.
Pausen und Fotostops planten wir nach Gefühl und passenden Haltemöglichkeiten spontan ein. War auf dem Pass ein Parkplatz mit einem schönen Ausblick oder Blick auf die gefahrenen Kurven, lohnte sich ein kurzer Stop.
War es etwas unübersichtlich, besprach man sich kurz übers Headset und suchte einen geeigneteren Platz, um eine Pause einzulegen.
Trotz unterschiedlicher Fahrstile, Motorräder und auch unterschiedlich langer Erfahrung beim Bewegen von Zweirädern auf allen möglichen Untergründen, bei allen Wetterlagen und in engen wie weiten Kurven und Kehren, fuhren wir immer sicher und im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Wovor man aber nie geschützt ist: Vor der Unachtsamkeit und Leichtfertigkeit anderer Verkehrsteilnehmer, egal ob hinter einem oder vor einem, oder gar nicht mehr präsent.
Ob sie einem auf der eigenen Spur entgegen kommen, mit zu geringem Abstand und gefährlich bis lebensmüde überholen, oder nicht aufräumen (Dinge oder Stoffe liegen lassen, die einem dann und wann zum Verhängnis werden können), bleibt meist nur eine Möglichkeit übrig:
So zu fahren, dass man im Sichtbereich seiner Geschwindigkeit sicher anhalten kann und sich und auch die Nachkommenden nicht gefährdet. Was manchmal nicht möglich war und auch nicht möglich sein konnte.
Die Tour war super, jeder hatte seinen Spaß.
Einige Dinge können für die nächste Tour beibehalten werden, manches muss geändert werden, im Großen und Ganzen war es eine "erfolgreiche" Woche mit vielen Eindrücken und vielen neuen und persönlichen Er"FAHR"ungen.
Danke an Markus für die Planung, Organisation und
Ausarbeitung und danke den Mitfahrern Tobi, Jan und Patrick für die
Bereitschaft, dieses Abenteuer mitzuerleben und zu etwas Unvergesslichem
gemacht zu haben.
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Gefahrene Pässe auf der Tour:
Meereshöhe |
Pass-Name |
Kehren-Anzahl |
Pass-Länge |
1178m |
Oberjochpass |
10 Kehren |
5 Kilometer |
1082m |
Gaichtpass |
3 Kehren |
3 Kilometer |
1118m |
Plansee |
2 Kehren |
34 Kilometer |
869m |
Ettaler Sattel |
2 Kehren |
4 Kilometer |
Mautstraße Wallgau-Vorderriß |
12,5 Kilometer |
||
Sylvenstein Stausee |
|||
941m |
Achenpass |
1 Kehre |
31 Kilometer |
1628m |
Gerlos Mautstraße |
17 Kehren |
35 Kilometer |
2506m |
Großglockner |
40 Kehren |
30 Kilometer |
1073m |
Wurzenpass |
4 Kehren |
10 Kilometer |
1611m |
Vrsicpass |
50 Kehren |
21 Kilometer |
2046m |
Mangartpass |
13 Kehren |
10 Kilometer |
1552m |
Nassfeldpass Südseite |
24 Kehren |
12,5 Kilometer |
1428m |
Sauris / Lago di Sauris |
29 Kehren |
31 Kilometer |
1760m |
Razzo-Pass (SP619) |
13 Kehren |
15,5 Kilometer |
1790m |
Ciampigotto-Pass (SP619) |
||
1809m |
Passo Tre Croci (SR48) |
14 Kehren |
11 Kilometer |
2236m |
Passo di Giau |
56 Kehren |
20 Kilometer |
1875m |
Campolongopass |
17 Kehren |
10 Kilometer |
1987m |
Würzjoch |
20 Kehren |
22 Kilometer (teilw.) |
1745m |
Karerpass |
7 Kehren |
16,5 Kilometer |
1363m |
Mendelpass |
18 Kehren |
23 Kilometer |
1884m |
Passo del Tonale |
5 Kehren |
18 Kilometer |
1892m |
Passo del Mortirolo |
51 Kehren |
22 Kilometer |
2757m |
Stilfser Joch (Südseite Bormio) |
33 Kehren |
19,5 Kilometer |
2503m |
Umbrailpass |
34 Kehren |
13 Kilometer |
2149m |
Ofenpass |
6 Kehren |
35 Kilometer |
2383m |
Flüelapass |
19 Kehren |
25,5 Kilometer |
1514m |
Faschinajoch |
12 Kehren |
19 Kilometer |
1675m |
Hochtannbergpass |
6 Kehren |
6 Kilometer |
Die Tagestouren sind als GPX in der angehängten Zip-Datei in Teil 1 der Tour verfügbar.
Juni-Tour 2019 - Teil 1 mit GPX-Zip-Datei
Link zur Homepage vom Hotel Schönauer Hof
Die Linke zum Gruß
Markus