Servas,
ein weiterer Tourbericht aus dem alten Forum. Und meine bis dato "besonderste" Erfahrung mit einer Tourbegleitung... Danke nochmal, Kathrin!
Wir kannten uns vom KKT 2018 im Lechtal, allerdings hatte ich wohl ein paar Warnsignale nicht beachtet...
Samstag, 28.07.2018
Es begab sich also zu einer Zeit, da es in Schönau am Samstag Morgen gegen 08:30 Uhr Zeit war, aufzubrechen Richtung Italien. Zum Gardasee, um genau zu sein und auf dem Weg nach Malcesine warteten neben dem Timmelsjoch einige wenig befahrene Nebenstraßen mit hohem Spaßpotential.
Meine Begleiterin, nennen wir sie Kathrin, war fit und ausgeschlafen, also sollte dem Spaß doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Es ging also los, über das Hahntennjoch, kurz durch Imst und dann rein ins Ötztal. Leider war scheinbar Bettenwechsel, denn es war in beide Richtungen gut was los. Mich stört das ja nicht wirklich, aber Kathrin begann dann doch irgendwann leicht auszuzucken, weil ich entspannt im Verkehr mitschwamm. Kurz vor Sölden hielt sie es dann nicht mehr aus, setzte zu einigen mehr oder weniger gewagten Überholmanövern an und war nach einiger Zeit aus meinem Blickfeld verschwunden. Da wir eh vorher schon über einen Tankstop in Sölden gesprochen hatten, war für mich die Welt in Ordnung und ich traf Kathrin auch tatsächlich an der Tankstelle wieder.
Nach kurzem Tankstop überließ ich Kathrin dann die Führung zum Timmelsjoch, setzte mich dann aber vor sie. Wir kamen beide gut oben an, die Strecke über Hochgurgl war dann auch ein angenehmes Warmfahren.
War die Auffahrt für mich noch etwas mühsam, weil der vorhandene Verkehr eher ungünstig verteilt war, sollte die Abfahrt wohl besser werden. Es fuhren gerade kaum Autos runter. Zeit, die Cam anzuwerfen. Leider wird es sich später noch rächen, dass ich ein kleines Experiment wagte, und die Cam nach hinten ausrichtete...
Es ging also über St. Leonard im Passeier runter nach Meran. Wieder hatten wir natürlich regen Autombilverkehr vor uns, aber es lief relativ flüssig, weswegen ich auch nicht wirklich Sinn darin sah, groß zu überholen. Im Gegensatz zu Kathrin. Sie klinkte sich sich kurz hinter Dorf Tirol erneut aus und da Sie die genaue Route nicht im Navi hatte sah ich mich gezwungen dranzubleiben. Kein Beinbruch, es gab genug Lücken zum Überholen und kurz nach dem Ortseingang von Meran hatte ich Kathrin dann eingeholt, die langsam und rechtsblinkend vor mir herfuhr, aber auch keine Anstalten machte irgendwo abzubiegen. Ich fasste das als Aufforderung auf, wieder die Führung zu übernehmen und tat dies auch. Dies jedoch nur kurz, denn als ich ca. 30 Sekunden später wieder in den Spiegel blickte, war Kathrin nicht da. Ich fuhr also noch ca. 100 Meter weiter, bis ich eine passende Stelle zum warten fand und... wartete. Und wartete. Nach zwei Minuten war immer noch keine Kathrin in Sicht, also drehte ich um. Auch an der letzten Stelle, an der ich Kathrin gesehen hatte war leider nichts von ihr zu entdecken. Ich fuhr also in die nächste Seitenstraße hinein, drehte nach knapp 50m aber auch wieder um, weil keine Spur von Kathrin zu entdecken war. Also wieder an den Straßenrand, das Handy rausholen und ich hatte es noch nicht ganz in der Hand, als es auch schon klingelte. Kathrin! Mir fiel ein Stein vom Herzen, immerhin war ihr also nichts passiert...
"Ja, hallo. Ich bin jetzt hier beim Oberwirtshof, da war ich bei meiner letzten Tour schon"... Ich blickte mich etwas verunsichert um, aber ein nahegelegenes Schild wies auf einen Oberwirtskeller hin. "Bist Du vielleicht beim Oberwirtskeller?" fragte ich. SIe war sich nicht sicher, aber so weit auseinander konnte das wohl nicht sein. Ich wendete also erneut und fuhr die kleine Straße etwas weiter hoch und in der Tat: da stand Kathrins Töff an der Staße, gegenüber ein Gasthof. Oberwirtshof UND Oberwirtskeller. Schlechte Beschilderung, dachte ich noch bei mir. Na ja, egal. Ich hatte eigentlich nach Meran eine Pause eingeplant, aber wir hatten ja Zeit. Das Lokal hatte eigentlich noch geschlossen, aber Kathrins charmante Art besorgte uns dann trotzdem eine Flasche Wasser und eine Apfelschorle. Und Eiswürfel. Viele Eiswürfel. Es war nämlich inzwischen ganz schön warm geworden...
Beiläufig erwähnte Kathrin, dass sie die von mir vor vier Wochen gesendeten GPX-Daten gar nicht in Ihrem Navi drin hatte. Noch dachte ich mir nicht viel dabei... Ihr TomTom schlug natürlich auch eine andere Strecke als meine mit Basecamp geplante Route vor, daher holte ich dann mein Navi vom Motorrad und versuchte, per Bluetooth die Übertragung auf Ihr Gerät, was leider nicht funktionierte. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, was mich noch erwartet, hätte ich ihr mein Navi besser geschenkt.
Nach einigen Nörgeleien wie "müssen wir jetzt echt durch Meran" und "fahren wir da auch über Lana wie bei meinem TomTom" beschloss ich die Sache in die Hand zu nehmen, zu zahlen und endlich weiterzufahren. Sanftem Druck beugte sich Kathrin also. Dachte ich...
Es ging also nach einer knappen halben Stunde weiter. Durch Meran, tatsächlich an Lana vorbei und dann kam endlich das, auf was ich mich den ganzen Tag gefreut hatte. Fahren. Wir schraubten uns langsam Richtung St. Pankratz, aber einige Baustellen und etwas Verkehr schmälerten noch das Vergnügen. Hinter St. Pankraz hieß es dann aber tatsächlich "Feuer frei" und wir fanden nahezu keinen Verkehr, ein paar Serpentinen und viele Kurven auf dem Weg nach Laurein. Leider vergass ich in der Freude über das freie Fahren die Cam anzumachen, aber der Ritt war geil! Ziemlich exakt bis Laurein. Hier vermisste ich am Ortsausgang auf einmal wieder Kathrin im Spiegel. Das übliche Spiel: warten, wenden zurückfahren. Wieder war ich erstmal froh, dass ihr nichts passiert war. Sie wollte einfach nur schnell einen Kaffe trinken. OK, auf Kaffee habe ich ja prinzipiell immer Lust, aber so langsam beschlich mich das Gefühl, dass wir beide nicht gut miteinander fahren können...
Die Aussicht war schön, also ließ ich mir nichts anmerken und machte gute Miene zum bösen Spiel.
Nach einiger Zeit erhielten wir tatsächlich unseren Kaffe und schon wieder machte sich Kathrin über ihr Navi her. Ich muss das hier einfach nochmals erwähnen: die Route war Wochen im Voraus bekannt gegeben worden und natürlich auch hier im Forum zu finden. Allerdings war Kathrin scheinbar nicht in der Lage gewesen, etwas mit den GPX-Dateien anzufangen... Langsam wurde ich ein wenig gereizter. Ich drängelte ein wenig auf Weiterfahrt, wir hatten schließlich noch einiges an Strecke zurückzulegen. Schließlich bequemte sich Kathrin, obwohl es inzwischen kurzfristig leicht genieselt hatte. Zu meinem Leidwesen ignorierte ich diesen dezenten Hinweis auf ihr Befinden zunächst.
Es ging also weiter. Noch kurz die Cam gerichtet, dann sollte dem Vergnügen eigentlich nichts weiter im Wege stehen.
(Zu früh gefreut. Leider habe ich nach dem Timmelsjoch die Cam nicht wieder richtig eingestellt, deswegen passt der Winkel nicht wirklich... und zu meiner Scham muss ich gestehen, dass ich später beim Versuch der Korrektur leider in die falsche Richtung "korrigiert" habe. Ich verzichte daher in der 2019-er Fassung auf weitere Videos^^.)
Weiter ging es Richtung Fondo Malosco, Seio und dann Dambel durch malerische Weinberge mit vielen Kehren, schönen Kurven und zwar etwas, doch wenig Verkehr in Richtung Sanzeno. Wunderbares fahren!
In Sanzeno bemerkte ich dann im Rückspiegel, dass Kathrin anhalten wollte. Ich fuhr also rechts ran und sie merkte dann an, dass sie gerade ein Elektronik-Fachgeschäft gesehen hatte, in dem sie ihrz zu Hause vergessenes USB-C Ladekabel für ihr Handy zu ersetzen gedacht. Das war gegen 14:40. Auf meine Rückfrage, ob sie denn sicher sei, dass der Laden geöffnet hatte, entgegnete sie entschieden, dass sie da jemanden herauskommen gesehen hätte. Ich wunderte mich zwar, dass da um diese Zeit an einem Samstag irgendwas geöffnet haben sollte, aber willigte in einen Turn ein weil ich mir nicht ausmalen wollte was passiert, wenn die Gute von sozialen Medien abgeschnitten wäre. Natürlich hatte der Laden nicht geöffnet. Die Person, die Katja herauskommen gesehen hatte, war ein Auslieferungsfahrer der keinen Bock hatte ihr zu helfen und auf die nahende Öffnung gegen 15:00 verwies. Es hieß also warten. Um Punkt 15:00 schnappten wir uns den ersten Verkäufer der nicht bei 3 auf den Bäumen war, machten ihm klar, dass wir einfach nur ein verkacktes USB-C Kabel kaufen wollten und nur zwei Zigaretten später saß ich dann auch endlich wieder auf dem Bike.
Weiter ging es über dann kurz vor Demulo abbiegend über die Strada Provinciale 7 in Richtung Vervò, Priò und Mollaro. Hier war mal wieder Feuer frei angesagt, ich ließ Kathrin und auch meine latent schlechte Laune hinter mir.
In Maso Milano bogen wir dann ab in Richtung Lago die Molveno und nutzen oberhalb von Malfein nochmal die Chance für ein paar schnelle Fotos.
Leider begann es dann leicht zu nieseln und anstatt weiter- und dem Regenguss davon zu fahren, bestand Kathrin auf einem weiteren Stop. Wie ich bei diesem Stop und einer weiteren Diskussion über die zu fahrende Route herausfand war Kathrins sicherlich nicht gerade günstige Jacke leider noch nie in Kontakt mit Imprägnierspray gekommen und eine Regenkombi war leider auch nicht am Mann. Ich verkniff es mir, sie künftig Zuckerpüppchen zu nennen... Es folgte dann eine knappe Stunde mit wenig Konversation, viel Social Media ihrerseits (ihr Handy konnte dank meiner Powerbank immerhin in dieser Zeit auf mehr als die Hälfte der Akkulaufzeit gebracht werden) und dem stärker werdenden Gefühl meinerseits, dass das so keinen Sinn macht. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt beiderseits schon gefährlich nahe am Nullpunkt angelangt.
Gegen 18:00 setzte ich mich dann trotz anhaltendem leichten Regen und Kathrins Unwillen, bei Regen zu fahren durch, und wir machten uns behäbig an die restlichen KM bis nach Malcesine. Bei einem kleinen Abstecher in eine Seitenstraße durch eine um ca. einen Milimeter im Basecamp versetzten Route tat Kathrin dann ein weiteres Mal ihren Unmut kund und bestand auf einem weiteren Stop bis der Regen vorbei wäre. Sie sei schon ganz nass... unwillig dem erneut Folge zu leisten, ließ ich nur ein zugegeben etwas barsches "Ich will irgendwann nochmal ankommen" raus, änderte im Navi auf die direkte Route nach Malcesine und fuhr ab diesem Zeitpunkt gedanklich schon solo. Über Balino und ohne noch großartig Rücksicht auf meine Ko-Fahrerin zu nehmen, die den ganzen Tag auch schon keine Rücksicht auf mich genommen hatte, erreichten wir dann nach ein wenig Stau zwischen Linfano und Turbel nach 11 Stunden endlich Malcsine.
Die Suche nach dem Hotel gestaltete sich etwas schwierig; ich verwechselte sogar aus dem Augenwinkel das Hotel Barsa mit dem Hotel Bianca und um einer weiteren Diskussion zu entgehen, ließ ich Kathrin dann zu der bereits geschlossenen Tankstelle zurückfahren, an der wir gerade vorbeigekommen waren, um zu tanken und Zigaretten zu kaufen. Nicht, dass die Tankstelle am nächsten Morgen nicht sowieso auf dem Weg gelegen hätte und wir Ihre Zigaretten sowieso später auf dem Weg zum Abendessen hätten kaufen können... Lange Rede, kurzer Sinn: knapp 20 Minuten und einen Anruf bei mir später hatte auch Kathrin den Weg zum Hotel gefunden.
Ein typisches, italienisches BB inmitten von Olivenhainen und direkt oberhalb vom Gardasee gelegen (in das ich übrigens auch 2020 gerne immer wieder einkehren werde!).
Glücklicherweise waren die Zimmer echt in Ordnung und nach einer kurzen Dusche und nachdem ich Ihr Motorrad freundlicherweise noch rückwärts bergauf die Garage geschoben hatte, konnten wir uns endlich zum Abendessen in Richtung der lieblichen Altstadt von Malcesine begeben.
Nachdem wir Zigaretten für Kathrin besorgt hatten, sollte ein gemütliches Abendessen in der Trattoria da Nonna Pina wieder für etwas seelisches Gleichgewicht sorgen. Obwohl wir natürlich keinen Tisch reserviert hatten, gelang es die Wirtin zu bequatschen uns einen Tisch draussen zu geben und der Rest des Abends verlief dann größtenteils harmonisch, abgesehen von einer kurzen Diskussion über die veranschlagte Tourlänge des folgenden Tages. Wir wurden jedoch vom Essen unterbrochen und das war wirklich ausgezeichnet.
Kathrins Spaghetti mit Mies- und Venusmuscheln
Tagliatelle mit Langostini und Scampi
Gardasee-Felche mit Spinat und Röstkartoffeln
Anschließend genossen wir noch einen hervorragenden Grappa aufs Haus und schlenderten noch ein wenig duch das nächtliche Malcesine.
Ein Gelato und ein Besuch an einem kleinen Marienschrein rundeten den Abend ab, anschließend ging es zurück ins Hotel.