Prolog
Rumänien ist unter Motorradfahrern längst kein Geheimtipp mehr. Vor allem die beiden Straßen Transalpina und Transfagarasan fallen in diesem Zusammenhang und waren der Grund, mich in dieses Abenteuer zu stürzen.
Da ich schon mehrfach organisierte Motorradreisen mitgemacht habe, wählte ich auch diesmal die Art des Reisens. Zum einen braucht man selbst nicht so viel Zeit in die Vorbereitung zu stecken. Zum anderen hat man im fremden Land mit fremder Sprache einen Ansprechpartner.
Gebucht hatte ich schließlich folgende Reise: Südkarpaten
Die Reise startete ab Wien ab Samstag, 03.09.2022. So blieb mir irgendwie nur der Freitag zur Anreise. Irgendwie hatte ich mich bis Donnerstag zum Dienst gemeldet. Zuviel Planung für die Anreise konnte ich eh nicht machen, mein altes TomTom Navi Rider V4 bekommt nicht mehr die komplette Europakarte auf den internen Speicher. Und in der Osteuropaauswahl ist Deutschland nicht dabei.
Und in Österreich nur die größeren Straßen, wie ich feststellen musste.
Aber es war eh keine Zeit für irgendwelche Extras.
So ging es am Freitag morgen zeitig und vollgepackt auf die Autobahn bis Passau.
Von da aus folgte ich der Donau ein ganzes Stück. Ihr sollte ich auch weiterhin begegnen.
Erst kurz vor Wien legte ich mich auf die Autobahn. So war ich noch rechtzeitig in Schwechat bei Wien, von wo ich es am nächsten Morgen nicht weit zum Treffpunkt der Reise hatte. Der Kilometerzähler am ersten Tag zeigte genau 800 km an.
Die Reise
Samstag 03.09.22, die Sonne strahlt und ich habe nur ein paar Kilometer bis zum offiziellen Treffpunkt, dem Airport Hotel in Fischamend.
Natürlich ist man auf die Mitfahrer gespannt. Und wie meist, sind alle Arten von Typen dabei. Jemand, der auf Hardcoreenduri macht und mit Trinkweste abfahrbereit ist. Ein Pärchen, die an ihren Tourer alles dran haben, was der Zubehörmarkt hergibt und das Motorrad darüber hinaus ordentlich bepackt. Eine halbe Tonne wiegt die Fuhre locker. Und der Chopperfahrer ist natürlich auch dabei. Nach kurzem Briefing geht es auf die Autobahn. Es gilt Ungarn zu durchqueren. Dieser Transit ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe, total dröge.
Neben Autobahn mit Raststätten gab es vom flachen Land nicht viel zu sehen. Kurz vor der rumänischen Grenze verließen wir die Autobahn und fuhren über Land zu einem kleineren Grenzübergang. Dort zeigte sich der Vorteil eines geeinten Europas. Unser Guide, ein Rumäne,
fuhr an einer kleinen Schlange vorbei bis ganz nach vorn. Er wollte die Gruppe schnell abgefertigt wissen. Das fand allerdings der ungarische Grenzer nicht lustig und nahm es mit der Kontrolle recht genau. Neben Ausweis wollte er die Fahrzeugpapiere, jeder wurde einzeln kontrolliert und so stellte sich heraus, dass ein Teilnehmer mit abgelaufenem Personalausweis unterwegs war...
Über die Grenze durften wir trotzdem. Das Ziel Rumänien war erreicht.
Bis nach Timisoara war nicht mehr weit. Es gab das erste rumänische Stiefelbier und nach dem Duschen ging es auf Stadtführung und zum Essen in die Innenstadt. Die Stadt hat mehr zu bieten, als man es auf den ersten Blick erahnte.
Der Kilometerzähler stand bei 1.300 km.
Sonntag, 04.09.22 Das Abenteuer Rumänien beginnt richtig. Zunächst geht es noch flach und relativ gerade aus bis nach Resita. Hier konnten bei einem Tankstopp die Dampfloks in einem Art Freilichtmuseum bewundert werden.
Von da aus ging es weiter an Donau, die wir am frühen Nachmittag erreichten. Ich hatte sie ja erst vor 2 Tagen gesehen, von Passau bis vor die Tore von Wien. Aber hier präsentiert sich der Fluß noch einmal mächtiger. Fast wie ein See. Jetzt wurde es auch fahrtechnisch interessant. Gute 100 Kilometer ging kurvig am Fluß entlang, für Sonntagnachmittag war überhaupt kein Verkehr. Den freien Tag verbrachten viele beim Angeln am Fluß.
Ziel war das Eiserne Tor, in dessen Nähe wir in Eselnita unser Hotel bezogen. Vor dem Abendbrot ging es noch zu einer Bootstour auf die Donau.
Montag, 05.09.22 Heute verlassen wir die Donau schon wieder. Das erste große Highlight wartet mit der Transalpina wartet auf uns. Das Wetter ist trocken, aber es ist bewölkt. Kurz vor der Transalpina beim Tanken war klar, die Straße ist zum Teil in den Wolken ist. Schade, denn freies Fahren ist angesagt. Trotzdem überzeugt die Strecke mit einer guten Streckenführung und ganz ordentlichen Asphalt.
Direkt auf der Passhöhe gab es Mittag in einer Hirtenhütte, ehe es wieder hieß: Freies Fahren.
Aber auch der weitere Straßenverlauf der 67C überzeugte. Kurviger Verlauf, bester Asphalt, es ging durch den Wald und an Stauseen vorbei. Fahrtechnisch war der Tag allererste Sahne. Auch kulturell sollte noch einiges folgen, schließlich hieß das Tagesziel Sibiu (Hermannstadt).
Aber da wir intensiv gefahren waren, stand nur noch das Abendessen auf dem Programm
Der Kilometerzähler zeigte 1.976 km an.
Dienstag, 06.09.2022
Während zum Frühstück sich der Himmel noch bewölkt zeigte, als man in der obersten Etage des Golden Tulip saß, zeigte sich später die historische Stadt bei bestem Sonnenschein. Im Hinterkopf aber schon das nächste Highlight - die Transfagarasan.
Aber erstmal ein paar Eindrücke aus Sibiu:
Es geht auf Mittag zu und es kribbelt. In der Literatur liest man von einer der schönsten Straßen der Welt. Der zweite rumänische Guide möchte einen Vergleich mit der Transalpina und ich will endlich da hoch.
Die Straße beginnt im Wald und schraubt sich langsam hoch in den unbewaldeten Teil. Der Asphalt ist nicht der beste. Man fährt aber auch nicht am Maximum, da man ab und an für Fotos anhält. Auf der Passhöhe geht es zum Balea Lac, wo zu später Stunde noch eine Mittagsrast anstand.
Auch die Abfahrt ein Genuss, zumal ich das erste Mal Braunbären auf der Straße hatte.
Das heutige Tagesziel war Curtea de Arges. Da zeigte der Tageszähler 2.144 km an.
Zeit für ein erstes Fazit:
Bis hierher schon super Strecken unter die Räder genommen. Darunter mit Transalpina und Transfagarasan die bekanntesten Straßen Rumäniens. Welche davon ist die schönere und ist es gar die schönste Straße der Welt? Würde ich in Sibiu wohnen und hätte beide vor der Tür, dann würde ich wohl die Transalpina bevorzugen. Da ist weniger Verkehr, der Asphalt besser, der Straßenverlauf lässt höhere Geschwindigkeiten zu. Leider konnte ich den Ausblick nicht genießen. Aber bei über 1.500 Kilometer Anreise bietet die Transfagarasan das bessere Gesamtpaket. Abwechslungsreicher Straßenverlauf, spektakuläre Aussichten, der Asphalt ist zwar etwas in die Jahre gekommen, trübt aber die Erfahrung nicht. Die schönste Straße der Welt? Da sage ich klar Nein und das nimmt mir kein Rumäne übel, der etwas die Welt bereist hat. Sicher eine beeindruckende Straße, die sich in ein Dutzend Straßen einreiht, die ich in Europa mit dem Motorrad schon befahren habe. Eine klare Nummer Eins zu benennen würde mir aber schwerfallen.