Beiträge von Erdna

    Samstag, 29.08.2020


    Der auf das Dachfenster meiner kleinen Kammer prasselnde Regen hat mich die halbe Nacht wachgehalten. Um kurz vor Sieben habe ich keine Lust mehr auf Lesen und springe unter die Dusche. Eltern sind inzwischen auch wach, zivilisieren sich nach mir und packen die letzten Prötteln zusammen. Ich gehe derweil schonmal runter zu Christian um eine Koffeeintransfusion vorzunehmen, denn da schon alles eingepackt ist, frühstücken wir gemeinsam unten in der Stube am Buffet.


    Während sich C8H10N4O2 langsam in meiner Blutbahn verteilt, checke ich diverse Wetterdaten, Regenradars und Prognosen. Sieht nicht gut aus. Überall, wo ich heute und morgen eingentlich hin wollte, sehe ich nur Starkregen, Gewitter und die Warnung vor Murenabgängen, Hagel und anderen unschönen Witterungsereignissen. Die Entscheidung fällt schwer, aber sie will getroffen werden: ich breche die Tour ab. Anstatt noch zwei Tage durchs Friaul, die Dolos und Südtirol zu kurven, werde ich mich nachher bei Wörgl auf die Autobahn schwingen und auf schnellstmöglichem Weg nach Hause düsen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Wegpunkte wie die Panoramica oder der Passo Pura hätten unter den Witterungsbedingungen eh keinen Sinn gemacht.


    Meine Stimmung beim Frühstück ist etwas bedrückt, aber es hilft ja nichts. Nach dem Essen packe ich meine Klamotten zusammen, immerhin hat der Regen etwas nachgelassen. Es soll aber nur eine kleine Atempause sein. Um 09:00 belade ich Scarlett, verabschiede mich von den Elterntieren und bin wieder auf dem Weg.


    Über Brixen und Hopfgarten geht es über die Landstraße nach Wörgl und dort auf die Autobahn. Der Regen wird stärker... und hört auch nicht mehr auf. Bei Zams fängt es an zu hageln. Autsch. Glücklicherweise dauert der Hagelschauer nicht lange, aber der Starkregen drückt mir das Wasser durch die Bedienelemente für die Helmbelüftung und Sonnenblende in den Helm und so bekomme ich auf beinahe 150km alle paar Sekunden einen fiesen, kalten Tropfen von oben auf die Nase. Bäh!


    Ich war noch nie so erfreut, im Arlbertunnel zu sein. Allerdings ist hier die Luft erwärmt und so beschlägt trotz Pinlock erst der Helm von innen und dann meine Brille. Seeeehr unanagenehm! Geht auch vorbei, Helm für ein paar Minuten auf und ich habe wieder den Durchblick. Hinterm Arlbergtunnel ist ordentlich Verkehr, erst hinter Bludenz kann ich wieder halbwegs frei fahren und nach etwas mehr als 3,5 Stunden komme ich nass bis auf den Sack wieder in Lustenau an. Solche einen Beguss macht auf Dauer auch die beste Membran nicht mit. Ab unter die Dusche, Stiefelbier und dann mit einer schnurrenden Katze auf die Couch. Ich habe fertig.

    Freitag, 28.08.2020


    Da ich eh unter seniler Bettflucht leide, bin ich um 06:00 auf. Also wie immer. Der frühe Vogel fängt den Wurm.


    Duschen, Sonnenaufgang

    über dem Hahnenkamm anschauen, Streckenplanung für heute und das Wetter nochmal checken: check!


    Um Punkt 7:00 bin ich aufgerödelt, da die Eltern aber noch pofen muss ich anderweitig an Kaffee kommen. Zum Glück ist Christian, der Wirt, schon mit dem Aufbau des Frühstücksbuffets beschäftigt und lässt mir gnädigerweise einen großen Kaffee aus der Kaffeemaschine. Leckka! Draußen noch eine Tschick und dann sattel ich Scarlett. Auf zu neuen Abenteuern!


    Wieder geht es über den Pass Thun und den Jochberg. Heute nur andersrum. Wenig los, macht daher noch etwas mehr Spaß als gestern. Guter Start!


    Bei Mittersil biege ich aber heute links ab Richtung Zell am See und Bruck, wo ich wiederrum links abbiege in Richtung Großglockner. Beinahe kein Verkehr und ganz entspanntes Fahren, so lobe ich mir das. Bald bin ich schon an der Mautstation, schalte die Cams ein und starte den Aufstieg. Super... bis auf einige "blöde" Radfahrer. Die entwicklen sich dieses Jahr irgendwie echt zur Landplage...


    Hier gibt es übrigens auch die ominösen Fahrbahnmarkierungen, die im Forum letztens für ordentlich Trouble gesorgt haben... ;)


    [Externes Medium: https://youtu.be/m0YI1IXY6lc]


    Oben auf dem Pass vor dem Fuscher Törl

    ist es ganz schön windig und auf der anderen Seite hängen noch die Wolken, während ich mit strahlendem Sonnenschein gesegnet bin. Hallelujah!


    Den kleinen Abstecher zur Edelweißspitze lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Wahnsinns Aussicht...





    Dummerweise habe ich allerdings heute Morgen die Drohne vergessen einzupacken. Hmpf. Allerdings fraglich, ob die bei dem Wind überhaupt in der Luft geblieben und nicht bis Pusemuckel geblasen worden wäre...


    Runter geht es ebenso verkehrsarm, mir begegnet genau ein anderer Biker. War eine gute Entscheidung, so früh loszufahren.

    [Externes Medium: https://youtu.be/yvIgQMaKRdA]


    Bei 1:16 gibt es übrigens ein super Beispiel, warum die falsche Fahrlinie ggf. letal enden könnte.


    Hinter der südlichen Mautstelle folge ich nicht der Straße runter nach Heiligenbluth, sondern biege ab auf die Apriacher Landstraße. Das ist André-Land. Eine schmale Straße durch die Hinterhöfe oben auf dem Berg. Hier fühle ich mich wohl, kein Verkehr und eine grandiose Aussicht. Langsam schraube ich mich trotzdem runter in Richtung Döllach. Ab Mitten habe ich leider einen LKW vor mir, der mich nicht vorbeilässt. Gut, ist keine Pflicht, aber nett wäre es gewesen. Immerhin ist er keine Pussy und fährt ordentlich ohne ständig auf der Bremse zu stehen.


    In Döllach dann endlich wieder ein Stop. Es wird Zeit, den Magen zu befüllen und in der örtlichen Metzgerei Sattler ergattere ich ein wunderbares Bauchspeckbrötchen.


    Leider gibt es keinen Kaffee, aber ist ja auch eine Dorfmetzgerei. Da kann man seine Ansprüche schonmal etwas zurückschrauben.


    Weiter geht es dann über Winklern, Döslach und Oberdrauburg zum Gailbergsattel. Ziemlich langweilig und der Gailbergsattel ist auch wenig einladend, also fahre ich durch nach Mauthen, biege in die Mauthner Klamm ein und nehme den Anstieg zum Plöckenpass. Hier kann ich endlich mal wieder etwas die Kuh fliegen lassen. Auf der Passhöhe folgt allerdings Ernüchterung: ist das hässlich hier!


    Zu sehen gibt es ansonsten noch ein verfallenes Haus, eine alte Garnison, ein Denkmal und einen Shop. Immerhin gibts für günstige 2,-- einen Aufkleber für das Topcase. Was es dann auf dem Weg runter nach Timau leider auch gibt, ist einen Abschleppwagen des italienischen ADAC-Pendants. Der Fahrer fährt zwar gut, an ein Vorbeikommen ist aber lange nicht zu denken. Hierbei "helfen" auch enge Serpentinen mit Lawinenverbauung, die etwas an den Splügenpass erinnern. Allerdings, und das muss man ja auch mal erwähnen, ist die Fahrbahn hier echt in einem hervorragenden Zustand und noch relativ neu.


    Irgendwann erwischt es den Abschlepper natürlich doch und ich ziehe endlich vorbei. Leider bin ich da fast schon unten. Macht aber nichts, steht ja doch noch der eine oder andere Punkt auf dem Programm. Als ich mich in Richtung Paluzza bewege, sehe ich in der Ferne schon etwas, das mich leicht kribbelig macht. Eine Straße die sich mit vielen Kehren durch eine Waldstrecke in die Höhe schraubt. Das dürfte dann der Monte Zoncolan sein. Ist er auch und im Gegensatz zu Michi und MacRobi vor acht Wochen habe ich Glück, denn er ist nicht wegen einer Baustelle gesperrt. Yippieh!


    Erstmal heißt es aber kurz vor der Abzweigung noch eine dringend nötige Koffeeintransfusion durchzuführen und einen halben Liter Wasser nachzutanken.


    Echt netter Laden, sieht von außen aus wie eine Burgerbude, ist innen aber eine vollwertige Enothek. Stilecht mit ca. 10 Italienern, die sich Freitagmorgen um 11 schon mit Wein und Bier die Kante geben. Ach, la dolce vita!


    Ich sattel nach Zahlung von 2,50 wieder auf und verstehe immer noch nicht, wie die einen doppelten Espresso und einen halben Liter Wasser um den Preis gewinnbringend verkaufen können. Ist in Italien aber überall wo ich bisher war so günstig. Macht vermutlich die Masse, denn es herrscht ein Kommen und Gehen wie im Taubenschlag und viele zischen nur schnell ein, zwei Espressi bevor sie wieder abdüsen. Kann mir eigentlich auch egal sein, denn ich habe gleich Spaß in den Backen.

    [Externes Medium: https://youtu.be/zXZwiKS18UM]


    Oben angekommen sieht das Wetter erstmal ziemlich bescheiden aus.



    Dafür entdecke ich neben einem Aufkleber für das Topcase für 50 Cent(!) noch die vermutlich größte Dichte an Verkehrsschildern, die ich in Italien je gesehen habe. Danke, Merkel. Oder EU. Ist ja auch egal.


    Die Straße runter nach Ovaro ist dann auch tatsächlich wieder André-Land und macht einen Heidenspaß - wobei sie aus der anderen Richtung kommend vermutlich noch viel, viel spaßiger wäre. Für mich. ;)

    [Externes Medium: https://youtu.be/Gg4bGICiFnM]


    Unten bei Ovaro biege ich dann rechts ab und folge dem Cima di Sappada bis nach Granvilla, wo alter Kaffee weggebracht und neuer aufgefüllt werden muss. Ein kleines Hüngerchen hätte ich dann auch noch, daher bestelle ich mir einen kleinen Toast mit Schinken und Käse, der hervorragend war. Auch hier komme ich mit 5,80 wieder absolut billig weg, weswegen ich ein ordentliches Trinkgeld da lasse. Nein, ich habe nicht nur einfach auf den nächsten Euro gerundet. Das machen nur Deutsche. ;) (Nur Spaß!^^)


    Leider verlass ich jetzt auch schon wieder das Friaul und bewege mich durch Venetien in Richtung Passo di San Antonio und anschließend zur Cascata del Passandolo.


    Inzwischen hat es leicht angefangen zu nieseln, ist aber noch kein Beinbruch. Sowas stecken wir locken weg. Am Kreuzbergpass überquere ich die Grenze zum Trenitino und kurz darauf biege ich bei Innichen und im Schatten der Drei Zinnen ab in Richtung letztes Tageshighligt. Über Olong und durch das Antholzer Tal geht es vorbei am Antholzer See zu einem aprupten Stop. Da habe ich wohl etwas das Timing versemmelt, denn der Staller Sattel ist immer nur in eine Richtung befahrbar. Von unten kommend muss man leider im Extremfall sogar eine Dreiviertelstunde warten, bevor die Ampel auf Grün schaltet.


    Als ich ankomme zeigt die Ampel noch 30 Minuten an und ich bin natürlich so frei, mich auf der Pole Position noch vor einem Schweizer in seiner fahrbaren Schrankwand hinzustellen. Es gibt kurzes Gemaule vom Schweizer, als ich ihn frage ob er denn glaubt, dass ich ihn behindern würde, ernte ich nur eisiges Schweigen. Auch einen quasi als Friedenspfeife angebotenen Hirschlandjäger vom Metzg heute morgen lehnt er ohne Kommentar ab. Dann eben nicht, ich ess den auch gerne selbst.


    Ich beschließe mal die Batterien und Speicherkarten der Cams zu wechseln. Schon wieder sagt die Helmkamera "M E D I A" und blinkt unfröhlich. Auch eine andere Speicherkarte bringt das gleiche Ergebnis... Da hat sie also wohl doch etwas abbekommen. Will hoffen, dass das beim Helm nicht auch so ist!


    Irgendwann ist dann auch die Ampel soweit, dass sie einen Countdown anzeigt. Ich bin startbereit, lasse den Motor an und dann ist es endlich soweit: André-Land. Die Straße zum Staller Sattel ist drei Meter breit und bietet ein paar schöne Kurven und Kehren. Das Tempolimit von 50km/h nehmen wir hier mal als Empfehlung. Die Rennleitung kann hier definitiv erst oben wieder stehen.^^


    Leider ist der Spaß viel zu schnell vorbei, aber im Niemandsland zwischen Italien und Österreich lege ich dann noch einen kurzen Fotostop ein,




    bevor es durch das Tal an Rinderschinken vorbei in Richtung Huben geht, wo ich nach Matrei abbiege und nicht lange darauf vor dem Südportal des Felbertauerntunnels stehe. 10,--, die nehmen es auch nicht von den Armen... Egal.


    Durch das Felbertal geht es weiter nach Mittersil und schon wieder über den Pass Thun und den Jochberg in Richtung Kitzbühel. Inzwischen nieselt es etwas stärker, aber ich habe es ja nicht mehr weit. Ein kurzer Boxenstop in Kitz, dann machen Scarlett und ich auch schon wieder auf den Weg. Also uns nach Kirchberg, wo wir gegen 17:45 wieder aufschlagen.


    Die Eltern haben schon gepackt, denn sie wollen morgen noch zurück in die Heimat. Entsprechend bleibt mir gerade genug Zeit für ein Jaffel und eine Dusche, bevor die beiden auch schon mit den Hufen scharren und zum Abendessen wollen. Ist ja gut!


    Es regnet inzwischen ordentlich, weswegen wir das Auto runter in die City nehmen. Beim Kirchenwirt haben wir einen Tisch reseviert, werden aber an einen ungemütlichen, unbeleuchteten Katzentisch in einer kleinen Nische bugsiert. Long Storie cut short: das Essen ist nicht gut. Meine Kartoffelsuppe mit frischen Pfifferlingen schmeckt nach Emulgator und gekörnter Brühe, die Pfifferlinge kommen aus der Dose. Aus der ganz großen Dose. Geht gar nicht!


    Auch mein Hirschgulasch schmeckt nach Zauberpulver und ist süß. Süßes Gulasch... hatte ich auch noch nicht. Sah definitiv besser aus, als es geschmeckt hat. Immerhin waren die Spätze hausgemacht und frisch.


    Auf Espresso oder Verdauungsschnaps verzichten wir heute. Das können wir auch auf dem heimischen Balkon haben.


    Da es ein langer Tag war, bleibt es bei einem weiteren Jaffel und zwei Schnäpsen, dann machen wir uns alle gegen 22:00 auf in Richtung Bett. Morgen soll es ja weitergehen. Denke ich da noch...

    Servas mitanand,


    manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss. In diesem Fall muss er sich mit den Elterntieren treffen. Und weil wir alle wissen und auch akzeptiert haben, dass es keine gute Idee ist, wenn man den Èrdna zu irgendwelchen Seniorensehenswürdigkeiten wie das Bulle von Tölz - Museeum schleppt, haben wir ein Gentleman-Agreement geschlossen: wir treffen uns, die Eltern zahlen die Ferienwohnung und ich geh tagsüber Motorradfahren. Ganz ehrlich: Frühstück und Abendessen reichen mir dann auch um meinen Familiensinn zu befriedigen. ;)


    Nachdem ja letztes Jahr Schenna auf dem Programm stand, wurde sicherheitshalber heuer etwas näher an der deutschen Grenze in Kirchberg in Tirol einem naiven Hotelbetreiber eine Ferienwohnung abgeschwatzt. Da sich die Elterntiere erfahrungsgemäß mit zwei Tagen meiner "Anwesenheit" zufrieden geben, ließ ich sie bereits am vergangenen Wochenende anreisen und machte selbst erst am Donnerstag auf den Weg. Also mich.


    Gar früh


    geht es los, um Punkt 07:15 sitze ich auf der perfekt vorbereiteten Scarlett und rolle aus der heimatlichen Tiefgarage. Leichtes Warmfahren am Bödele (aka Losenpass) ist angesagt, dann geht es stracks durch den Bregenzerwald in Richtung Balderschwang um die teutonische Grenze zu passieren. Es folgt das erste Highligt: der Riedbergpass ist natürlich morgens um 8 nicht wirklich frequentiert und so erbiete ich meiner großen Liebe die Ehre, indem ich es schonmal ordentlich krachen lasse. Hach, am Liebsten würde ich direkt wieder umdrehen und ihn nochmal fahren. Und nochmal. Und nochmal... Von mir aus auch den ganzen Tag lang.


    Hilft aber nichts, ich habe ja eine Verabredung und so geht es weiter über Fischeln und Sonthofen zu einem weiteren Highlight: dem Jochpass. Erst denke ich: geil, nichts los... aber auf der Hälfte der Strecke laufe ich leider doch wieder auf den obligatorischen Bergauf-Genussbremser auf. Die insgesamt 106 Kurven sind auf der gesamten Strecke mit einem Tempolimit von 60km/h und einem Überholverbot gesegnet. Wer da schonmal war, versteht auch warum. Ich füge mich dem Schicksal und schleiche bis zur Applauskurve, wo ich zur Kanzel abbiege und eine kurze Tschickpause mache und die Drohne auspacke. Ihr kennt das ja schon: ins Bild klicken und dann nochmal klicken für ein 360-Grad Panorama...


    Jetzt beginnt der "nasse Teil" der Tour, denn ich habe mir eine kleine Seen-Runde zusammengebastelt. Vorbei am Grüntensee und dem Forggensee, den ich allerdings nur aus der Entfernung sehe, geht es über die Hinterhöfe zu einer ersten Koffeintransfusion am Staffelsee.


    Die Pause ist nur kurz. Ich hoffe, dass der wenige Verkehr weiter anhalten wird, denn der nächste Wegpunkt ist der Kochelsee und damit verbunden der Kesselberg. Auch hier gilt Tempo 60 und ein Überholverbot. Hmpf! Denn vor mir ist neben einem GS-Treiber auch ein Wohnmobil, das sich qualmend den Berg hochquält. Notgedrungen ergeben wir uns in unser Schicksal - allerdings ist die Strecke jetzt auch nicht sooooo toll, dass es ein riesiger Verlust gewesen wäre. Fahrbahnteiler, Sperrflächen und Co. weisen eindeutig darauf hin, dass man hier gefälligst langsam fahren soll. Vermutlich besser so. Immerhin geht es runter zum Walchensee dann etwas flüssiger. Bei Urfeld allerdings ist scheinbar die Smombie-Apokalypse ausgebrochen. Horden von auf Ihre Smartphones starrende Leute sind unterwegs und sich auch nicht zu fein dafür, einfach mal ohne zu Schauen auf die Fahrbahn zu laufen. Es geht also langsam weiter, der rege Ausflugsverkehr tut sein Übriges.


    Bei Einsiedeln biege ich ab auf die Jachenau Privatstraße. Scheinbar sind 5,-- Maut abschreckend genug, denn hier ist deutlich weniger los und so kann ich wieder etwas entspannter den Bimbam baumeln lassen. Ein kleiner Fotostop zwischendurch ist auch noch drin,


    bevor es weitergeht zum Sylvensteinstausee. Immerhin: heute macht er wesentlich mehr her, als vor acht Wochen. Reinklicken und so. ;)


    Als ich die Drohne gerade wieder zur Landung ansetzen lasse, höre ich hinter mir ein Scheppern. Ein Radfahrer, älterer Herr mit Schmerbauch im Eric Zabel-Gedächtnistrikot, musste sich unbedingt an der am Ende der Parkbucht schräg abgestellten Scarlett und dem Randstein vorbeiquetschen und hat dabei meinen Helm vom Lenker gerissen. Wenig schuldbewusst will der Herr weitermarschieren, aber so nicht. Innerlich kochend, weil der Blödmann nicht einfach einen Meter weiter gehen konnte und dann auch noch abhauen will, stelle ich ihn zur Rede. "Ist doch nichts passiert", meint er. "So ein Helm hält schon was aus"...


    Mag sein, oder aber auch nicht. Ich verweise auf die am Helm befestigte Kamera und darauf, dass weder Helme noch Kameras solche Stürze gerne haben. Er wird frech. Ich dann auch. Personalausweis oder Polizei, kann er sich jetzt aussuchen. Umstehende Leute schalten sich ein, ich solle doch die Polizei rufen. Sie hätten auch gesehen, dass er den Helm runtergerissen hat. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum er sich stur stellt - eine Haftpflichversicherung hat ja wohl jeder und die ist genau für sowas da. Er lamentiert noch etwas, bis ich das Handy zücke und ihm sage: Ich habe die Nase voll, ich rufe jetzt die Polizei. Versuch nicht abzuhauen, sonst muss ich Dich leider fixieren - und das wird Dir mehr wehtun als mir... Das sitzt und kleinlaut lässt er mich seinen Perso fotografieren und gibt mir seine Telefonnummer. Damit haken wir das Thema vorerst ab, aber ich werde später nochmal darauf zurückkommen...


    Innerlich noch immer etwas brummelig sitze ich wieder auf und bei Bad Tölz biege ich ab nach Süden, um wieder österreichische Straßen unter die Räder zu nehmen und nähere mich dem Achensee. Ziemlich direkt gegenüber von Perisau lockt das Restaurant Bergkristall


    mit einer weitere Koffeeintransfusion und einem Mittagessen. Heute Abend wird es vermutlich üppig werden, deshalb entscheide ich mich für ein leckeres Käseomelette. Gute Wahl.


    Frisch gestärkt geht es dann weiter Richtung Zillertal. Leider ist irgendwo ganz weit vorne ein Genussbremser am Werk, der teilweise mit 40 nach Fischl runterschleicht. Entsprechend lang ist die Karavane, in der ich mich nun befinde. Der hinter mir befindliche Wagen hängt mir konsequent im Topcase und weder ein freundliches "Abstand halten" Zeichen, noch ein kleiner Brakecheck oder die Warnblinkanlage bringt ihn davon ab, nervt mich aber brontal. Dann habe ich den rettenden Einfall: ich zeige erst auf meine Helmkamera, dann hinter mich auf die am Heck und er sieht auch noch einen bestimmten Finger. Natürlich weiß er nicht, dass ich nicht filme, denn auf einmal habe ich hinter mir 50m Platz. Geht doch.


    Im Zillertal boxt der Papst im Kettenhemd, hier ist ordentlich was los. Bei Fügen legt auf einmal ein Dosenfahrer eine Vollbremsung hin, weil er einem anderen Auto das Ausfahren aus einer Einfahrt ermöglichen will... Digga, das nennt sich nicht umsonst Vorrangstrraße hier und es gibt ein ordentliches Hupkonzert. Ja ja, die gelben Kennzeichen immer. Ich lege einen kurzen Tankstop ein und bin bald wieder auf dem Weg nach Zell, wo ich abbiege in Richtung Gerlospass. Beim letzten Mal war das noch eine nasse Angelegenheit, aber heute im Trockenen macht die Strecke richtig Spaß - auch wenn wir in einer Blechkolonne unterwegs sind.


    Hinter mir hat sich ein Pärchen auf zwei Harleys eingereiht und so düsen wir ganz entspannt. Bis Gerlos. Dann packt IHN irgendwie die Ungeduld und mitten im Ort schert er aus und überholt die halbe Kolonne vor uns. Absolut unnötig, denn die meisten biegen dort sowieso auf einen Parktplatz ein. SIE wartet immerhin bis zum Ortsausgang, um etwas Boden auf IHN gutzumachen. Ich hänge mich dran, SIE blinkt rechts und fädelt sich wieder ein - um dann unvermittelt ohne zu Schauen und immer noch rechts blinkend wieder rauszuziehen, als ich auf Ihrer Höhe bin. Knappe Kiste, aber es geht nochmal gut. ER hat dann scheinbar doch noch gemerkt, dass SIE etwas überfordert ist, fährt langsam und winkt mich vorbei. Merci.


    Den letzten See für heute, den Speicher Durlassboden, lasse ich rechts liegen, zeige an der Mautstelle meinen bereits im Juli erworbenen Gutschein und werde schnell abgefertigt. Nicht viel weiter gibt es einen hochgelegenen, tollen Aussichtspunkt und hier lege ich nochmals einen Stop ein, um der Drohne etwas Bewegung zu verschaffen. Das ist aber auch eine geile Aussicht! (Wie gehabt: reinklicken!^^)


    Eigentlich müsste ich ja jetzt weiterfahren, um vom Aussichtspunkt unten noch ein Video aus der Nähe zu machen. Shice drauf, denke ich mir. Fliegen wir einfach hin. Mache ich dann auch und es hat sich gelohnt. Als ich die Drohne automatisch zurückkommen lasse, halten ER und SIE von eben. ER springt sofort von seinem Gerät und motzt mich an. Was das denn sollte, dass ich seine Freundin beim Überholen so bedrängt hätte. Häh? Kurz und bündig erkläre ich ihm, dass er der Spacko ist, weil er sie überfordert und Sie dann einen Fahrfehler gemacht hat. Nichts passiert, von meiner Seite alles gut. ER ist etwas grummelig, SIE steht daneben und ist sichtlich niedergeschlagen. Kann ich auch nicht ändern. Auf Video anschauen wollen sie sich das ganze dann aber auch nicht. Ich wünsche noch eine gute Fahrt, die Mavic ist wieder da. Also wird sie eingesammelt und ich sitze wieder auf. Die Kurven runter nach Krimml sind schön, erst ganz unten treffe ich mal wieder auf eine total überforderte Dame in einem Kleinwagen, die sich im 90 Grad-Winkel um die Kurven eckt... und wieder frage ich mich, warum tut man sich das freiwillig an? Auch Mulder und Scully haben noch immer keine Antwort gefunden.


    Langsam nähert sich die Reise ihrem Ende. Durch das Pinzgau geht es ganz entspannt nach Mittersil, wo ich abbiege zum Jochberg und dem Pass Thun. Schöne Strecke - vor allem, weil sie vielfach zweispurig ausgebaut ist. Da kann man nochmal etwas Spaß haben. Leider ist der Spaß dann in Kitzbühel vorbei. Rush-Hour, bähhh. Entsprechend quälen wir uns eher durch den Ort, Schrittgeschwindigkeit ist angesagt. Doch: alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei - und so bringe ich auch diese kleine Unannehmlichkeit irgendwann hinter mich und biege ab in Richtung Kirchberg, dem Ziel des heutigen Tages. Ca. 15 Minuten später rolle ich dann in den Hof der Pension Tannenhof,


    wo mich die Elterntiere


    schon erwarten. Frisch gezapftes Stiefelbier sucht man hier leider vergeblich, aber immerhin haben sie mir eine heimatliche Spezialität mitgebracht


    und so gibt es immerhin ein improvisiertes Stiefelbier. Aaaach, es perlt!


    Schnell bissi Gossip mit den Eltern, dann ab unter die Dusche und es ist Zeit zum Abendessen. Die alten Leute können ja nicht mehr so spät...^^ Also wieder unter nach Kirchberg und rein in den Kupferkessel


    Heute ist BBQ-Abend und der Smoker raucht schön vor sich hin. Da brauche ich nicht lange in die Speisekarte zu gucken und ich werde auch nicht enttäuscht.


    Nach dem Essen wird es schnell dunkel, Muttern ist kalt und will Heim. Ich bestehe allerdings noch auf Espresso und Grappa. Gute Entscheidung, denn das Ausschenken des Nonino wird hier zelebriert. Showtime!


    Vattern schaut übrigens etwas verkniffen, weil ihm genau in dem Moment klar wird, dass er seine Extremitäten vielleicht doch besser bei sich behalten hätte... aber bei DEM Dirndl wäre ich ja fast auch in Versuchung gewesen. ;)


    Wieder auf dem Balkon und bei einem weiteren Gaffel und einer Marille aus lokaler Produktion vom Freihof checke ich mal eben die Kamera. Und siehe da: MEDIA blinkt da in ganz großen Lettern - ein Zeichen, dass irgendwas mit der Speicherkarte nicht stimmt. Da wären wir dann wieder ein paar Studen zurück am Sylvensteinspeicher... eine neue Speicherkarte nimmt die Cam aber an. Zu Hause stellt sich dann raus, dass die Speicherkarte korrupt ist. Somit sind alle Videos des Tages weg. Immerhin kann ich die Karte formatieren und sie funktioniert dann wieder. Trotzdem ärgerlich für mich...


    Leicht angesäuert genehmigen wir uns noch die eine oder andere Marille und ich noch ein Jaffel, dann heißt es gegen 23:00 ab ins Bett. Morgen will ich früh los. Gute Nacht.


    Zum Glück hat wenigstens die Drohne keine Ausfälle zu verzeichnen, deswegen gibt es dann doch immerhin noch ein Video mit Luftaufnahmen.

    [Externes Medium: https://youtu.be/Tztxexk8748]


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    Ich war auch mal wieder unterwegs, bis mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Tourbericht folgt. ;)


    Teaser:

    (Klick mich für 360-Grad Panorama!^^)

    Gute Wahl. Für Dich. Du lebst ja quasi vor der Tür des Paradieses.^^


    Falls Du Dich irgendwann mal überwinden könntest, würde ich gerne mal für Stelvio hoch und wieder runter und nochmal zurück um einen Motorradtausch bitten. Und ich habe Scarlett erst einmal einem anderen zum Fahren angeboten... ;)

    Na hat ja scheinbar vollkommen die Zielgruppe getroffen. Mein Mitleid ist leider aktuell anderweitig beschäftigt. Hätte von mir zusätzlich noch €100,-- Strafe wegen den Dativ bekommen.

    Super, die Nordschleife - echt geile Strecke. Fehlt eigentlich nur noch der Gegenverkehr. ;)


    Das "Problem" bei diesen Racetrainings ist, dass dort die gesamte Streckenbreite zur Anfahrt der Kurve genutzt wird. Und dann hängen die Leute im Reallife auf der Straße dann im Gegenverkehr.


    Habe ich auch lange gemacht, bis mir beim Training ein Instruktor mal gesagt hat, dass das Bullshit ist. War verdammt schwer, das wieder aus meiner Kurvenanfahrt auf Pässen rauszubekommen, aber inzwischen geht es. Und erstaunlicherweise klappt das auch ohne die Gegenfahrbahn mitzunutzen.